Bewirtschaftung, Pflege und Sanierung von Bergwäldern finden unter sich ändernden organisatorischen, wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen statt. Steigenden Ansprüchen an die landeskulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Funktionen steht der Zwang zu Kostenminimierung und Personalabbau gegenüber - ein Widerspruch, der nur durch gesteigerte Effizienz aufzulösen ist. Die nachhaltige Erfüllung aller Schutz- und Nutzfunktionen stellt deshalb höchste Anforderungen an die Wissensbasis forstlicher Entscheidungen. Dabei kommt verlässlichen Flächeninformationen zur natürlichen Leistungsfähigkeit der Bergwälder eine Schlüsselrolle zu. Sie werden dringend benötigt für:
Ziel des Projekts war es, flächenscharfe Informationen zur Leistungsfähigkeit der Waldstandorte und ihrem zukünftigen Gefahren- und Schadenspotenzial für die forstliche Praxis bereitzustellen. Dazu wurden
Die Ergebnisse dienen den Forstleuten bei der standortspezifischen Bewirtschaftung, Pflege und Sanierung von Bergwäldern und unterstützen sie bei ihren Bemühungen die Bergwälder auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten.
Aufbau eines Geoinformationssystems mit Punkt- und Geodaten (Abb. 2)
Für die Gesamtfläche des Projektgebiets verfügbare Geodaten zu Lage, Klima und Boden wurden in einem Geographischen Informationssystem zusammengeführt und bilden das Rückgrat für alle weiteren Arbeitsschritte. Die Flächeninformation wurde über Datenbanken mit detaillierten Punktinformationen zu Böden, Vegetation und Baumwachstum verknüpft, an Hand derer Modelle verprobt, geeicht und geprüft werden können. Um die Auswirkungen des Klimawandels abzuschätzen, wurden neben aktuellen Klimadaten regionalisierte Prognosemodelle eingespeist. Alle Datengrundlagen jedes Landes liegen in Geographischen Informationssystemen vor, die von den Landesforstverwaltungen gepflegt werden, und können dort beliebig umgerechnet, verschnitten und kombiniert werden. Das System ist offen für verbesserte Datengrundlagen und neue Auswertungsroutinen, so dass über WINALP hinaus weitere Auswertungen und Aktualisierungen vorgenommen werden können.
Modellierung von Waldtypen – vom Punkt auf die Fläche zum Anwender (Abb. 3)
Nach dem Prinzip „vom Punkt in die Fläche zu Anwender“ wurden mithilfe von Geographischen Informationssystemen computergestützt Waldtypen modelliert. In Österreich wurden alle möglichen Kombinationen von Flächeneigenschaften zu sogenannten Straten zusammengefasst, von Experten mit Geländebeobachtungen verglichen und einer übersichtlichen Zahl von Waldtypen mit m.o.w. einheitlichen Eigenschaften zugeordnet. Für die bayerische Waldtypenkarte wurden auf der Grundlage der Punkt- und Geodaten zunächst Indexkarten für die Faktoren Wärme, Reaktion und Feuchte modelliert, die dann zu Waldtypen mit einheitlicher Faktorenkombination zusammengefasst wurden. Neben 26 über diese Hauptfaktoren definierten Normalstandorten wurden 22 durch extreme Geländeformen geprägte Sonderwaldtypen nach spezifischen Regeln im GIS klassifiziert. Jeder Waldtyp wird auf der Waldtypenkarte im Maßstab 1:25.000 dargestellt. Die detaillierten Eigenschaften werden durch Verschneidung des Waldtyps mit den vorliegenden Punkt- und Flächendaten ermittelt und in einem Steckbrief zusammengefasst. Der Anwender erkennt hier auf einen Blick, mit welchen Wuchsbedingungen er in dem Waldtyp zu rechnen hat. Neben den ökologischen Fakten ist jeder Waldtyp mit einer waldbaulichen Beschreibung versehen, die Angaben zu geeigneten Baumarten, Gefährdungen und Behandlungsverfahren enthält.
In Workshops wurden Multiplikatoren aus Forstverwaltung und Betrieben in der Anwendung von Karten, Handbuch und GIS geschult. Die WINALP-Produkte wurden schnittstellengerecht aufbereitet den Forstbehörden und staatlichen Forstbetrieben für die Verwendung in betriebseigenen Geographischen Informationssystemen übergeben. Die wichtigsten Inhalte werden außerdem in verständlicher Form für die allgemeine Öffentlichkeit in einem Internet-Viewer bereitgestellt. Beispiele für konkrete Anwendungen:
Ewald, J.; Reger, B. (2022): Die Umsetzung des Waldinformationssystems Nordalpen (WINALP) in Bayern. Nachhaltige Anwendung von Standorts- und Vegetationsdaten. Tagungsband "Wald im Klimawandel: Dynamische Waldtypisierung - neues Instrument für die Baumartenwahl", 10.-11. März in Graz, S. 6-8.
mehr
Mellert, K.; Ewald, J. (2013): Regionalizing Nutrient Values of Vegetation to Assess Site Fertility of Mountain Forests in the Bavarian Alps. Folia Geobotanica 49 (3), S. 407-423. DOI: 10.1007/s12224-013-9167-z
mehr
Häring, T.; Reger, B.; Ewald, J.; Hothorn, T.; Schröder, B. (2013): Regionalizing Indicator Values for Soil Reaction in the Bavarian Alps – from Averages to Multivariate Spectra. Folia Geobotanica 49, S. 385-405. DOI: 10.1007/s12224-013-9157-1
mehr
Reger, B.; Häring, T.; Ewald, J. (2013): The TRM Model of Potential Natural Vegetation in Mountain Forests. Folia Geobotanica 49, S. 337-359. DOI: 10.1007/s12224-013-9158-0
mehr
Häring, T.; Reger, B.; Ewald, J.; Hothorn, T.; Schröder, B. (2013): Predicting Ellenberg's soil moisture indicator value in the Bavarian Alps using additive georegression. Applied Vegetation Science 16 (1), S. 110-121. DOI: 10.1111/j.1654-109X.2012.01210.x
mehr
Ewald, J.; Reger, B. (2012): Bereitstellung von Standortsdaten im Waldinformationssystem Nordalpen. Clasen, M., Fröhlich, G., Bernhardt, H., Hildebrand, K. & Theuvsen, B. (Hrsg.): Informationstechnologie für eine nachhaltige Landbewirtschaftung - Fokus Forstwirtschaft, S. 79-82. Proceedings, Gesellschaft für Informatik, Bonn.
Ewald, J.; Reger, B. (2012): Waldtypenkarten und Artverbreitungsmodelle liefern Planungsgrundlagen für Bergwälder im Kimawandel. Kurzfassung zum Klimasymposium 2012, Weihenstephan, S. 5-7.
Reger, B.; Ewald, J. (2012): Die Waldtypenkarte »Bayerische Alpen« - Eine neue Planungsgrundlage für die forstliche Praxis. LWF aktuell (87), S. 11-14.
Reger, B.; Schüpferling, R.; Beck, J.; Dietz, E.; Morovitz, D.; Schaller, R.; Wilhelm, G.; Ewald, J. (2012): WINALPecobase – ecological database of mountain forests in the Bavarian Alps. Biodiversity and Ecology 4, 22, S. 167-171. DOI: 10.7809/b-e.00072
mehr
 
Open Access
Ewald, J. (2012): Vegetation databases provide a close-up on altitudinal tree species distribution in the Bavarian Alps. Biodiversity and Ecology 4, 8, S. 41-48. DOI: 10.7809/b-e.00058
mehr
 
Open Access
Ewald, J. (2012): BERGWALD, the vegetation database of mountain forests in the Bavarian Alps. Biodiversity and Ecology 4, 21, S. 161-165. DOI: 10.7809/b-e.00071
mehr
 
Open Access
Kolb, E. (2012): Interaktive Karte der Gesteinseigenschaften in den Bayerischen Alpen. LWF-aktuell 87, S. 15-17.
mehr
Klemmt, H.; Ewald, J. (2012): Wachstumskundliche Unterschiede der Waldtypen in den Bayerischen Alpen - Inventurdaten untermauern Aussagekraft der WINALP-Ergebnisse. LWF aktuell 87, S. 18-19.
Tretter, S. (2012): Risiken von morgen heute einplanen – Waldtypenkarte liefert Standortinformationen für Bayerische Alpen. Landwirtschaftliches Wochenblatt 4.
Reger, B.; Ewald, J. (2012): Waldinformationssystem Nordalpen: Der Bergwald geht online. Technik in Bayern 01/2012, S. 33.
Walter, T. (2012): WINALP – Projektabschluss: Aus der Theorie in die Praxis. Europäische Dimension - Jahresbericht 2011 der Bayerischen Forschungsallianz, S. 39.
Mellert, K.; Ewald, J. (2011): Wie viel Biomassenutzung verträgt der Bergwald? AFZ-Der Wald (24), S. 19-21.
Simon, A.; Wallner, M. (2011): Waldtypenkarte für Beratung und Bewirtschaftung in Tirol. AFZ-Der Wald (24), S. 17-18.
Klemmt, H.; Ewald, J. (2011): Wachstum der Fichte nach Waldtypen. AFZ-Der Wald (24), S. 22.
Ewald, J.; Mellert, K.; Kölling, C. (2011): Die richtigen Baumarten für den Bergwald von morgen. AFZ-Der Wald (24), S. 23.
Reger, B.; Ewald, J. (2011): Waldtypenkarte Bayerische Alpen. Eine neue Planungshilfe für die Forstpraxis. AFZ-Der Wald (24), S. 14-16.
Ewald, J. (2011): Klimafitte Wälder der Zukunft - Waldtypenkarte für die Nordalpen. Forstzeitung 122 (12), S. 8-9.
Ewald, J.; Wallner, M.; Reger, B.; Klaushofer, F. (2011): Modellierung und Kartierung von Waldtypen in den Nordalpen. "Waldtypen, Vegetation und Klimawandel im Vinschgau, einem inneralpinen Trockental", Tagungsbeiträge und Exkursionsführer zur AFSV-Tagung 2011 in Goldrain, Südtirol. Kessel, Remagen-Oberwinter, Hrsg.: Ewald, J., S. 33-46.
Reger, B.; Kölling, C.; Ewald, J. (2011): Modelling effective thermal climate for mountain forests in the Bavarian Alps: Which is the best model? Journal of Vegetation Science 22 (4), S. 677-687. DOI: 10.1111/j.1654-1103.2011.01270.x
mehr
Mellert, K.; Fensterer, V.; Küchenhoff, H.; Reger, B.; Ewald, J.; Kölling, C.; Klemmt, H. (2011): Hypothesis‐driven species distribution models for tree species in the Bavarian Alps. Journal of Vegetation Science 22 (4), S. 635-646. DOI: 10.1111/j.1654-1103.2011.01274.x
mehr
Ewald, J. (2009): Waldinformationssystem Nordalpen - WINALP sammelt Wissen zum Schutz der Bergwälder. LWF aktuell 71, S. 45-46.
Der Alpennordrand zu beiden Seiten der Grenze zwischen Bayern, Tirol und Salzburg beherbergt eines der vielgestaltigsten Waldökosysteme Europas. Mit der Klima änderung werden große Verschiebungen der Wuchsbedingungen für die Bergwälder erwartet. Das bedeutet, dass die Gebirgswälder nicht nur den heutigen, sondern auch zukünftigen Wuchsbedingungen und Naturgefahren angepasst werden müssen. Das INTERREG-Projekt WINALP erhebt dazu die erforderlichen Flächeninformationen.
Abstract
 mehr
Ewald, J.; Kölling, C. (2009): Wo der Wald an Grenzen stößt - Höhenverbreitung der Baumarten in den Nordalpen. LWF-aktuell 71, S. 34-36.
Die scheinbar triviale Frage nach den Verbreitungsgrenzen ist
mit dem Klimawandel wieder aktuell geworden: Die Höhen- und Wärmegrenzen
der Baumarten in den Alpen sind ein wesentlicher Baustein im
Verständnis der ökologischen Nischen der heimischen Baumarten. Insgesamt
sind in der Baumarten-Datenbank BERGWALD 30 Baumarten dokumentiert. Für
sieben dieser Baumarten liefert die Vegetationsdatenbank neue
Höhenrekorde.
Abstract
 mehr
Doktorand | Dr. rer. nat. Tim Häring |
---|---|
Wissenschaftlich betreuende Person HSWT | Prof. Dr. Jörg Ewald |
Einrichtungen |
Fakultät Wald und Forstwirtschaft Fakultät Wald und Forstwirtschaft |
Wissenschaftlich betreuende Person (extern) | Technische Universität München - Wissenschaftszentrum Weihenstephan | Prof. Dr. Boris Schröder |
Zeitraum | 04.01.2010 - 06.11.2013 |