Lange Zeit galt die Bekämpfung und Ausrottung von großen Beutegreifern als Staatsaufgabe. Eine verbesserte Waffentechnik, die Erschließung auch von entlegeneren Wäldern und der Rückgang von Beutetieren führte in der Mitte des 19. Jahrhunderts dann zum Aussterben aller großen Prädatoren. Die letzten Luchse in Bayern wurden 1846 im Bayerischen Wald und 1897 im Alpenraum nachgewiesen (Wölfl et al. 2001).
Nach Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald wurden zwischen 1970 und 1974 mehrere Tiere freigelassen. Dank einer Wiederansiedlung im tschechischen Böhmerwald von 1982-1989 mit insgesamt 17 Tieren wuchs der Bestand an und besiedelt inzwischen den ostbayerischen Grenzkamm. Dennoch ist die Population klein und gilt vielen Expert:innen als verwundbar und nicht gesichert (Müller et al. 2014, Wölfl et al. 2021). Neben Verkehrsunfällen spielt offensichtlich die illegale Nachstellung eine große Rolle (Magg et al. 2016, Heurich et al. 2018). Auch die geringe genetische Variabilität der Population wird das Management langfristig vor Herausforderungen stellen (Bull et al. 2016).
Der Luchs ist Schutzgut der FFH Richtlinie (Anhang II und IV) und gilt als „Vom Aussterben bedroht“ (Rote Liste Deutschland, BfN 2020). Gemäß der FFH Richtlinie hat Bayern als Bundesland die Verpflichtung zum Erhalt der Art, wozu auch ein Luchsmonitoring durchzuführen ist (Reinhardt et al. 2015). Die Monitoringdaten sollen folgende Bewertungen ermöglichen:
Dazu ist es erforderlich, den Status und die Entwicklung der Population zu erheben.
Die Ziele des Vorhabens sind daher,
Besonders die Ziele 2) bis 4) sollen notwendige Optimierungen ermöglichen, um eine Unterstützung der Tierart entsprechend der gesetzlichen Vorgaben langfristig bewerkstelligen zu können.
Mehrjährige Untersuchungen können die Überlebensrate von Luchsen verschiedener Altersklassen (juvenil, subadult, adult) erheben. Zudem lassen sich über ein großflächiges, auch grenzüberschreitendes Fotofallenmonitoring Herkunft, Abwanderungsrouten und -distanzen von subadulten Luchsen exemplarisch dokumentieren. Über die Entnahme von Genproben (nach Möglichkeit) kann zudem die Populationsdynamik und der demographische Zustand des Vorkommens überwacht werden.