Als immergrüne, relativ frostempfindliche Baumart, des (süd-)westlichen Europas gehört die Stechpalme (Ilex aquifolium) zu den möglichen Gewinnern des Klimawandels. So wurde im Bereich der Nord- und Ostseeküste bereits eine Ausbreitung beobachtet (Skou et al. 2012). Neben dem baltischen Areal bilden die schwäbisch-oberbayerischen, bis nach Oberösterreich ausstrahlenden Vorkommen entlang des Alpenrandes die am weitesten nach Osten reichenden Vorposten nördlich der Alpen.
Im Gegensatz zum Rest von Bayern handelt sich dabei um ein seit langem bekanntes natürliches Areal (Vollmann 1914), dem aber kaum Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Im Isarwinkel (Lkr. Miesbach und Bad Tölz) ist Ilex sogar unter einem eigenen Volksnamen als "Wachslaber" bekannt (Schmeller & Frommann 1872). Während an den abgelegenen Wuchsorten im Gebirge eine künstliche Ausbringung sehr unwahrscheinlich ist, steht Ilex in den Bauerngärten des Alpenvorlandes auch häufig gepflanzt. Der Ursprung dieser kultivierten Pflanzen (heimische Nachzucht oder Baumschulware gemischter Herkunft) ist i.d.R. unbekannt. Wie an den nach 1950 nicht mehr bestätigten Funden ersichtlich, scheint die Stechpalme entgegen der europaweiten Tendenz in Bayern eher im Rückgang begriffen, gezielte Erhebungen aus den letzten Jahren fehlen aber.
Das Jahr 2021 mit Ilex als Baum des Jahres bietet mithin Anlass, sich mit den bayerischen Vorkommen der Baumart genauer auseinanderzusetzen, ihre Schutzbedürftigkeit zu klären und die potentielle Bedeutung der Stechpalme für den Waldbau und den Gartenbau herauszustellen.
Verwendete Literatur
Die Literaturangaben können Sie bei Interesse bei der Projektleitung anfordern.
Aus dem geschilderten Kenntnisstand ergeben sich folgende Fragestellungen:
1. Aktuelle Verbreitung im bayerischen Voralpenraum
2. Genetische Eigenständigkeit der bayerischen Populationen
3. Empfehlungen für die Praxis