Das Modellprojekt "Tropenhaus am Rennsteig"
untersucht die Möglichkeiten der Erzeugung tropischer Früchte im geschützten
Anbau in Deutschland. Die notwendige Beheizung der Gewächshäuser erfolgt dabei
durch Nutzung der Abwärme aus einer benachbarten Glashütte, sodass keine
zusätzlichen CO2-Emissionen entstehen und die Kosten für die
Beheizung geringgehalten werden können.
Als Modellkulturen für die erste Pase des
Tropenhausprojektes wurden Papaya und Sternfrucht ausgewählt. In den bisherigen Erzeugerländern
werden beide Kulturen ausnahmslos im Freiland und im gewachsenen Boden
produziert. Es gilt in dem
Projekt die Eckpunkte
für ein Kultursystem zu identifizieren, die für eine Gewächshaus-Produktion
unter gemäßigten Klimabedingungen eine möglichst hohe Produktivität bei
gleichzeitig hoher Ressourcennutzungseffizienz realisierbar machen.
1. Veränderung des Kulturverfahrens
In einem ersten Schritt steht die Entkopplung der Produktion vom natürlich gewachsenen Boden hin zu substratbasierten oder erdelosen Kulturverfahren an. Zu klärende Fragen sind die Identifikation geeigneter Medien für die Kultur in Substrat und in einem weiteren Schritt, ob (und wie) die Kultur in erdelosen Verfahren realisierbar ist. Erdelose Kulturverfahren haben zusätzlich den Vorteil, dass sie eine sehr exakte Steuerung, Erfassung und Dokumentation der Wasser-und Nährelementversorgung der Nutzpflanzen ermöglichen.
2. Ermittlung des benötigten
Wurzelraumvolumens
Das benötigte Wurzelraumvolumen ist eine zweite wichtige
Information beim Anbau in Substrat oder Nährlösung und soll mit Versuchen in
verschieden großen Pflanzcontainern geklärt werden.
3. Optimale Versorgung mit Nährelementen
In diesem zentralen Teil der HSWT-Arbeitsgruppe gilt
es, die Bedarfe an essentiellen
Makro- und Mikronährstoffen zu ermitteln.
4. Photoperiodismus
Während die Tageslänge beispielsweise am Äquator im
Jahresverlauf nur um wenige Minuten variiert, gibt es in gemäßigten Breiten gravierende
Unterschiede zwischen Sommer- und Wintermonaten. Vielfach sind Pflanzenarten an
die Tageslänge ihres Ursprungsgebietes angepasst. Viele Spezies benötigen z. B.
zur Blühinduktion bestimmte Lichtreize, die durch Länge und Intensität der
täglichen Einstrahlung determiniert sind. Hier soll untersucht werden, ob Maßnahmen
zur Verkürzung der Tageslänge im Sommer (z. B. Beschattung oder Verdunklung)
oder eine Verlängerung der Bestrahlungszeit und/oder -intensität durch
zusätzliche Assimilationsbelichtung im Winter zu einer Optimierung der
Produktivität beitragen kann.
Das Ziel zum Ende der Projektlaufzeit soll ein Protokoll für
den Gewächshausanbau von Sternfrucht und Papaya im gemäßigten Klimabereich
sein.
Schadeck, V. (2021): Klein Eden: Experimente mit Papaya und Co. Neue Presse Coburg, 24.03.2021, S.13.
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