Die afrikanische Landwirtschaft ist mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: eine steigende Nachfrage nach Lebensmitteln aufgrund einer wachsenden Weltbevölkerung bei begrenzter Fläche für Acker- und Weideland, Ressourcenknappheit, niedrige Produktivität der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, der Verderb von Lebensmitteln nach der Ernte bei Lagerung und Transport sowie die weltweit ungleichmäßige Verteilung der produzierten Lebensmittel.[1]
Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) hat sich daher zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Zusammenhang mit dem Projekt „Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ (GIAE) sowie der Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“, einen Beitrag zur Wissensgesellschaft in Afrika zu leisten. Der „Ausbildungspakt mit Afrika“ (AmA) wird im Rahmen der GIAE gefördert. Die Länder, die am GIAE-Projekt[2] teilnehmen, sind in Abbildung 1 zu sehen.
Dieser Beitrag dient als Nukleus für eine stabile und funktionierende Gesellschaft und gleichzeitig als Basis für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Dadurch können neue Arbeitsplätze geschaffen, kleinbäuerliche Betriebe bei der nachhaltigen Produktions- und Einkommenssteigerung unterstützt und die Wertschöpfung in den ländlichen Raum verlagert werden. Die HSWT zeichnet sich durch eine umfassende praxisorientierte Lehre und Forschung im Bereich der Lebenswissenschaften und Technologien nach dem Leitsatz „Applied Sciences for Life“ aus. Die Hochschule bietet mit ihren Campussen Weihenstephan und Triesdorf eines der national und international modernsten landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungszentren. Die HSWT ist als gelungenes Beispiel für eine moderne und zielorientierte landwirtschaftliche Ausbildung mit wissenschaftlichem Niveau anzusehen. Eine Anpassung des "Deutschen Fachhochschulmodells" an die jeweilige Situation vor Ort der interessierten Länder besitzt eine hohe Bedeutung sowohl für Deutschland als auch für die Zielländer. Ein Kernelement dieses Konzeptes sind die praktischen Lehreinheiten als Basis für das Verstehen von Prozessen, beispielsweise in landwirtschaftlichen Betrieben. Diese praktischen Einheiten sind in vielen afrikanischen Ländern in der landwirtschaftlichen Hochschulausbildung nicht vorgesehen. Häufig ist die landwirtschaftliche Ausbildung in Afrika sehr theoretisch ausgerichtet und praktische Elemente spielen eine untergeordnete Rolle. Daher sind der hohe Anwendungsbezug, die unmittelbare Einbindung von Praxis und Theorie sowie die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten der HSWT für die Kooperation mit afrikanischen Partnern von hoher Bedeutung. Die Entwicklung von Studiengängen mit hohem Praxisbezug einschließlich betrieblicher Praktika stellen eine große organisatorische und kulturelle Herausforderung dar, sind aber unerlässlich für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft Afrikas. Hier kann auf die vielfältigen Erfahrungen sowie das praxisbezogene Netzwerk der HSWT zurückgegriffen werden.
Der „Ausbildungspakt mit Afrika“ ist inhaltlich und organisatorisch unter dem Dach der „HSWT International School“ verortet. Dabei bilden die in Abbildung 4 dargestellten fünf Säulen das Fundament des Ausbildungspaktes. Die Darstellung zeigt drei Kernmaßnahmen, die im Rahmen der ersten Förderphase realisiert werden und zwei mögliche Erweiterungen, die bei einer Zusatzförderung umgesetzt werden. Neben dem Erfahrungs- und Ideenaustausch mit den Partnerhochschulen/-institutionen steht insbesondere auch die Vernetzung der Partner untereinander im Fokus.
Die erste Säule bilden die Partnerschaften. Sie dienen der Ausweitung der Beziehungen zwischen der HSWT und den afrikanischen Partnern, der Arbeit an gemeinsamen Interessensgebieten durch den Personalaustausch zwischen den Universitäten sowie der Etablierung einer langfristigen Zusammenarbeit durch Ausbildung und Schulungen. Diese Hochschulpartnerschaften formen die Basis für die Durchführung des Postgraduiertenkurses, die Durchführung des Internationalen Masters Agrarmanagement (IMA) sowie des Netzwerks für Alumni. Die Kooperation mit Partnerhochschulen erfolgt insbesondere hinsichtlich der Modernisierung der Ausbildungskonzepte. Ziel der Partnerschaften ist zudem die Netzwerkbildung sowie die langfristige Verstetigung der Kontakte zu und zwischen Alumni. Im Rahmen von mehreren Reisen in den Jahren 2019 und 2020 wurden zahlreiche afrikanische Partnerhochschulen identifiziert: die äthiopische Arsi University, die äthiopische Bahir Dar University, die äthiopische Hawassa University, die kenianische Jaramogi Oginga Odinga University of Science and Technology (JOOUST) sowie die kenianische Maseno University.
[1] Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: „Globalvorhaben Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIAE)“, unter: https://www.giz.de/de/weltweit/32209.html (abgerufen am 02.04.2020)
[2] Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): „Green Innovation Centres", unter: http://www.bmz.de/en/zentrales_downloadarchiv/themen_und_schwerpunkte/ernaehrung/Factsheet_Innovationszentren_EN.pdf (abgerufen am 07.04.2020)
[3] Laut Sarah Pfister (BayWa Stiftung) aus dem Artikel „Agrarwissen für die Umsetzung in ländlichen Regionen Afrikas: Teilnehmende des Postgraduiertenkurses ausgezeichnet“, unter: https://www.hswt.de/presse/news/article/agrarwissen-fuer-die-umsetzung-in-laendlichen-regionen-afrikas-teilnehmende-des-postgraduiertenkurses.html (abgerufen am 03.04.2020)
Aufgrund der aktuellen Situation in Zusammenhang mit dem Coronavirus verschiebt sich der Kursbeginn für die afrikanischen Studenten des Internationalen Masterstudiengangs Agrarmanagement sowie des Postgraduiertenkurses an der HSWT.
Baywa Stiftung