Die der Datenerfassung und Auswertung aller faunistischen Daten Bayerns zu Grunde liegende taxonomische Referenzliste (LfU-Arten-Codeplan) des Bayerischen Landesamtes für Umwelt entspricht nicht mehr dem Stand der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und ist in Teilen unvollständig. Die Anknüpfung der Daten an internationale wissenschaftliche Standards ist so nicht gewährleistet und eine nachvollziehbare Abschätzung der biologischen Vielfalt Bayerns ist aktuell nicht möglich. In der Folge verlieren auch die mit diesem Codeplan in Verbindung stehenden, planerisch hochgradig relevanten Datenbanken wissenschaftlichen Anschluss und Relevanz. Insbesondere die Artenschutzkartierung (ASK) und die Aktualisierung der Roten Listen Bayerns ist unmöglich. Auch eine Verknüpfung mit modernen Barcoding-Methoden oder aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen, beispielsweise zu phänologischen Auswirkungen des Klimawandels, sind nur sehr eingeschränkt möglich.
An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben an. Der Arten-Codeplan soll wissenschaftlich fundiert aufbereitet werden, sodass er an zukunftsfähige Datenbankformate angeschlossen werden kann und erstmals eine präzise Katalogisierung der bayerischen Artenvielfalt auf verlässlicher Basis möglich ist (Helfrich 2010). Ziel ist ein wissenschaftlich fundierter Katalog und eine darauf basierende, auswertende wissenschaftliche Publikation.
In einem ersten vorbereitenden Schritt wurde in Kooperation mit den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) sowie der Gesellschaft für Umweltplanung und Computergrafik mbH (GUC) der Arten-Codeplan mit der Barcoding of Life Database (BOLD; http://www.boldsystems.org) verknüpft. Dadurch erfolgte eine erste automatisierte Aktualisierung und Vervollständigung der taxonomischen Referenzliste.
Für die nachfolgenden Arbeiten wird der Codeplan in handhabbare Pakete zerlegt und so eine schrittweise Bearbeitung der einzelnen Artengruppen ermöglicht. Die Artenpakete werden nacheinander und soweit möglich in enger Abstimmung mit Experten vervollständigt und aktualisiert. Wesentliche Arbeitsschritte dabei sind:
Parallel zur Überarbeitung des Arten-Codeplans werden durch die Eingabe neuer Funddaten grundlegende Angaben in der ASK ergänzt.
Bisher konnten 20 Artengruppen fertiggestellt und wieder in die zentrale Datenbank eingespielt werden. 7 Gruppen befinden sich aktuell in Bearbeitung, weitere Gruppen sind in Planung. Einen Schwerpunkt der bislang bearbeiteten Gruppen bilden die Insekten. So konnte die Überarbeitung einiger artenreicher Großgruppen wie Käfer und Schmetterlinge sowie Wildbienen, Wespen, Zikaden und Wanzen erfolgreich abgeschlossen werden. Daneben wurden auch kleinere Insektengruppen wie Heuschrecken, Libellen, Flöhe, Schaben, Netzflügler, Schlamm- und Kamelhalsfliegen aktualisiert. Neben den Insekten wurden auch weitere Tiergruppen wie Spinnentiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien sowie Schnecken und Muscheln überarbeitet. Außerdem wurde die Taxonomie der Moose, Flechten und Pilze aktualisiert.
Die Bearbeitung der Artenpakete erfolgte stets in enger Zusammenarbeit mit Experten für die jeweiligen Gruppen. Eine zeitliche Übersicht der schrittweisen Aktualisierung des Codeplans sowie eine Auflistung der beteiligten Experten findet sich unter https://www.lfu.bayern.de/natur/taxonomische_referenzliste/index.htm.
Weitere Schritte im Zuge der geplanten Projektverlängerung bis März 2020 sind die Bearbeitung weiterer Artengruppen sowie die Verknüpfung des Arten-Codeplans an externe Referenzlisten wie z. B. die Liste der Gewässerorganismen Deutschlands (LfU 2017) sowie die Liste deutscher Höhlentiere (Zanker et al. 2018).
Brunner, M.; Moning, C.; Tobisch, C. (2019): Ein Zollstock genügt - Einfaches Verfahren zur Beurteilung von Pflegezustand und Lebensraumeignung für Zielarten der Streuobstwiesen Oberbayerns. Naturschutz und Landschaftsplanung 51 (02), S. 2-7.