Das durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) geförderte Projekt „Verbreitung und Status der Baumarten in Bayern“ ist am 31.12.2020 erfolgreich abgeschlossen worden. Innerhalb von sieben Monaten wurden an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf bislang nicht berücksichtigte forstliche Datenarchive kompiliert und ausgewertet und dadurch die Arbeitsgemeinschaft „Flora von Bayern“ unterstützt.
Das Wissen zur Verbreitung der Baumarten in Bayern ist für Naturschutz, Landespflege, Waldbau und Klimawandelanpassung unverzichtbar. Die Verbreitung der Baumarten wird derzeit in den Rasterkarten von bayernflora.de dargestellt. Die Karten sind eine wichtige Quelle zur Bewertung der Natürlichkeit und des Einbürgerungsstatus der Vorkommen sämtlicher in Bayern wachsender Pflanzenarten. Diese Karten werden zurzeit im Rahmen des ehrenamtlichen Citizen Science-Projektes "Flora von Bayern" vervollständigt, qualitätsgesichert und redaktionell interpretiert. Der aktuelle Stand ist über das Portal bayernflora.de öffentlich zugänglich und mündet in eine, für 2022 vorgesehene mehrbändige Buchpublikation. Die Bewertung der Natürlichkeit bzw. des Einbürgerungsstatus ist für Baumarten eine besondere Herausforderung, da diese eine lange Anbautradition besitzen. Andererseits ist die regional differenzierte Natürlichkeit ein wichtiges naturschutzfachliches Kriterium für den Waldumbau in Schutzgebieten mit hohem Waldanteil sowie für die Neuanlage von Waldrändern, Feldgehölzen und Hecken in der freien Landschaft. Ziel des Projektes war es unter Beteiligung bislang nicht berücksichtigter, landesweiter forstlicher Datenarchive die Arbeitsgemeinschaft „Flora von Bayern“ für die schwer zu bewertenden Baumarten zu unterstützen.
Das Projekt lässt sich in drei Phasen (Abb. 1) gliedern:
Eine aktuelle Ausspielung von Daten des LfU und aus der floristischen Kartierung aus der Diversity Workbench für die 48 Baumarten dienten als Referenz. Mit dieser konnte ermittelt werden, welche TK25-Q durch die forstlichen Datensätze für die Verbreitung der jeweiligen Arten in Bayern neu hinzugekommen sind.
Die Beurteilung der Natürlichkeit erfolgte durch eine Kombination eines induktiven (von der Geländebeobachtung abgeleiteten, bottom-up) und eines deduktiven (vom Gesamtverbreitungsgebiet abgeleiteten, top-down) Ansatzes. Dieser deduktive Ansatz wurde ergänzt durch die mindestens TK25-Q-genauen Geländedaten aus den forstlichen Datenbanken und der floristischen Kartierung aus der Diversity Workbench. Zudem wurden Höhenverbreitungsangaben der genannten Werke genutzt, um TK25-Q mit Daten aus dem Digitalen Geländemodell (DGM) mit 25m Auflösung (Bayerische Vermessungsverwaltung) zu verschneiden. So konnten TK25-Q ermittelt werden, welche für gewisse Baumarten keine, oder besondere potentielle Verbreitungsräume darstellen.
Die Auswertung der forstlichen Datensätze erbrachte für die 48 Baumarten 2.703 neue TK25-Q (Tab. 2). Die Verteilung der Neufunde über die 39 Baumarten ist in Tab. 3 ersichtlich. Für acht Baumarten (in Tab. 1 grau hinterlegt) waren keine neuen Datensätze in den forstlichen Daten vorhanden. Dies lag insbesondere an der fehlenden Erfassung der Bäume auf Artniveau und vermutlich auch an der Seltenheit der Arten in Wäldern. Insgesamt standen über 3 Millionen neue Datensätze zu forstliche relevanten Baumarten zur Auswertung zur Verfügung. Trotz Duplikate konnten über 2,1 Millionen Datensätze für die Diversity Workbench hinzugewonnen werden. Für einige Arten, kamen beachtliche Mengen an neuen Quadranten hinzu, welche die Verbreitungskarten und den Status vermutlich deutlich veränderten (Abb. 2). Das Projekt konnte daher erheblich dazu beitragen, die aktuelle Verbreitung der 48 Baumarten auf einen neuen Stand zu bringen.