Ressourcenschonende Energiegewinnung ist aktuell ein politisches und gesellschaftliches Thema. Die effektive Verwertung von organischen Reststoffen kann einen wichtigen Beitrag zur Schonung endlicher Ressourcen leisten und gilt in Deutschland als eine attraktive Alternative der Wärmegewinnung. Als Hauptverfahren zur Gewinnung von Energie aus biogenen Reststoffen haben sich die Verbrennung und die Vergärung etabliert. Im Jahre 1970 wurde von dem Franzosen Jean Pain erstmals das Prinzip der Wärmerückgewinnung aus der Kompostierung in der Provence angewendet. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland einige technische Kleinanlagen, die dem Kompostierungsprozess Wärme entnehmen. Im deutschen Sprachraum hat sich hierfür der Begriff des Biomeilers etabliert.
Das Konzept eines Biomeilers basiert auf der Gewinnung von Wärmenergie aus der Verrottung von Biomasse, welche vor allem in landwirtschaftlichen Betrieben, forstlichen Dienstleistungsunternehmen, sowie in der Garten-, Landschafts- und Parkpflege gehäuft anfallen. Konkret handelt es sich dabei hauptsächlich um halmgutartige Materialien sowie sperrige Holz- und Ernteabfälle. Das Potenzial des holzartigen Anteils, das sogenannte Landschaftspflegeholz, beläuft sich in Deutschland auf schätzungsweise 1,4 Mio. Tonnen Frischmasse pro Jahr. Das größte Potential hinsichtlich der Energie- und Ressourceneffizienz liegt in der Wärmegewinnung im Zuge der Verrottung.
Die größte Herausforderung marktüblicher Biomeiler liegt in der Entwicklung effizienter Wärmetauscher, die für den Wärmetransfer eingesetzt werden. Die Wärme- und Kompostentstehung wird derzeit vor allem durch den Aufbau der Anlage und die verwendeten Reststoffe bestimmt und ist zudem nicht steuerbar (Abb. 1).
Die ENERPIPE GmbH hat in Kooperation mit dem Biomasse-Institut der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) das Ziel, einen teilautomatisierten und weitestgehend substratunabhängigen Biomeiler zur Gewinnung von Niedertemperaturwärme zu entwickeln. Dieser soll zur Gebäudebeheizung und Warmwassererzeugung dienen und gleichzeitig einen hochwertigen Kompost erzeugen.
Durch die Integration einer innovativen Steuer- und Regelungstechnik soll die individuelle Steuerung auschlaggebender Prozessparameter wie z. B. Feuchtigkeit, Sauerstoffgehalt und Temperatur ermöglicht werden. Eine robuste Verfahrenstechnik der Anlage soll einen wartungsarmen und benutzerfreundlichen Betrieb mit hohen Standzeiten ermöglichen. Dies soll in Summe einen Beitrag zur ressourceneffizienten Gewinnung von Heizwärme, der Schließung von kleinräumigen Nährstoff- und Wirtschaftskreisläufen und der Gestaltung einer sicheren und umweltverträglichen Energiewende leisten. Damit können zusammengefasst folgende wissenschaftlich-technischen Ziele formuliert werden:
Am Campus Triesdorf steht ein Technikumsreaktor mit einem Fassungsvermögen von 400 Litern. Der Prototyp mit einem Volumen von 4000 Litern steht bei der Firma ENERPIPE.