Die weltweite Verstädterung und die Auswirkungen des Klimawandels haben das Bewusstsein für die positiven Auswirkungen grüner Infrastrukturen in Städten geschärft. Dem städtischen Wärmeinseleffekt (engl. urban heat island effect, UHI), der wegen hoher Versiegelungs- und Emissionsgrade im urbanen Raum auftritt und sich im Zuge des Klimawandels potenziert, kann mit Vegetation entgegengewirkt werden (siehe Abb. 1). Da aufgrund von Nachverdichtung und weltweiter Verstädterung die Pflanzmöglichkeiten für Stadtbäume limitiert sind, bieten auch begrünte Dächer und Fassaden die Möglichkeit einer Antwort auf die mit dem Klimawandel einhergehenden Herausforderungen im urbanen Raum. Verschattung und Evapotranspiration wirken sich nicht nur günstig auf das städtische Mikroklima aus, sondern können Gebäude auch vor Überhitzung schützen und somit im Sommer ihren Energieverbrauch (Kühllasten) senken. Sinnvoll erscheint dies vor allem unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Gebäude laut Weltklimarat zu jeweils rund einem Drittel am globalen Endenergieverbrauch und an den weltweiten CO2-Emissionen beteiligt sind.
Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass die Höhe und die Saisonalität der Thermoregulation stark abhängig sind von der Pflanzenart (Leuzinger et al., 2010; Armson, 2012; Rahman et al., 2015) beziehungsweise dem Pflanzenfunktionstyp (Peters et al., 2010), den Wuchsbedingungen (Ferrini & Baietto, 2006; Armson, 2012; Rahman et al., 2017a), dem Management (Ferrini & Baietto, 2006) als auch dem Pflanzkonzept (Armson, 2012; Norton et al., 2015). Was die relative Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Pflanzenarten und insbesondere Kletterpflanzen betrifft, bestehen jedoch noch große Forschungs- und Wissenslücken. Der an die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf vergebene Forschungsauftrag ist ein Baustein, um diese Wissenslücke zu schließen.
Das 16-stöckige grüne Hochhaus "Arabella 26" wird im Münchner Arabella Park gebaut. Hierbei werden die Fassaden großflächig mit gebäudegebundenen Kletterpflanzenmodulen begrünt. Die Ziele des Feldversuchs an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) sind:
Nach dem Aufbau der Versuchsanlage ist der Start des dreijährigen Forschungsversuches im Frühjahr 2019 geplant. Im Rahmen der Pflanzversuche werden alle wichtigen Parameter gemessen, die die Regulationsleistungen von Pflanzen beeinflussen. Ungefähr 50 Arten und Sorten und bis zu fünf Substratvarianten werden hinsichtlich ihrer Eignung getestet. Vorgesehen ist die Verwendung innovativer und neuester Messmethoden, wie etwa Untersuchungen zur Entwicklung der Wurzelsysteme, phänologischer Erscheinungen und etwaigen Trockenstresses mit Hilfe von Bildanalyseverfahren oder auch die indirekte Abschätzung der Evapotranspiration im Rahmen eines kontinuierlichen Wiegeversuches. Die Ergebnisse der Forschung werden die Entscheidungsgrundlage für die tatsächliche Auswahl der Kletterpflanzen und das Pflanzkonzept für das grüne Hochhaus "Arabella 26" sein.
In der Studie werden verschiedene Daten kontinuierlich gemessen und ausgewertet: