Durch dieses adaptive und sensorgestützte Be- und Entwässerungssystem kann der positive Beitrag neuartiger, verdunstungsstarker extensiver Dachbegrünungen zum städtischen Wassermanagement deutlich erhöht werden, so dass urbane Gebiete besser gegen die Herausforderungen des Klimawandels gewappnet sind.
Wissenschaftliche Poster zur Projekt- und Ergebnisdarstellung
Derzeit sind extensive Dachbegrünungen in der Regel als Trockenstandorte gestaltet: Die Substratschicht ist nur wenige Zentimeter stark sowie sehr gut wasserdurchlässig, die Begrünung besteht aus trockenheitsadaptierten Pflanzen wie Sedum. Auf Grund ihres Konstruktionsprinzips haben diese Dächer v.a. bei Starkregen nur ein geringes Wasserrückhaltevermögen und in trocken-heißen Phasen fehlt das Wasser, um städtischen Hitzeinseln durch Verdunstungskühlung etwas entgegenzusetzen. In den letzten Jahren wurden deshalb bereits neuartige extensive Dachbegrünungen mit einer deutlich größeren Klimawirkung entwickelt. Eine Variante davon sind Begrünungen, bei der anstelle von Sedum und ähnlichen Pflanzen verdunstungsstarke Gräser und Stauden verwendet werden, die über Tropfschläuche mit Wasser versorgt werden können. Ein zweite Variante sind die sogenannten Retentionsdächer, bei denen unterhalb des Begrünungssystems ein Gitterelement eingebaut wird, in dem Wasser temporär zurückgehalten werden kann.
Allerdings besteht bei diesen neuartigen Dachbegrünungssystemen ein Zielkonflikt zwischen der Maximierung des Wasserrückhalts und der Maximierung der Verdunstungskühlung. Während für Ersteres das Substrat möglichst trocken sein sollte, erfordert das Zweite eine durchgängig hohe Wasserversorgung der Vegetation. Zudem stellt sich die Frage nach einem nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser, eine Herausforderung, die durch die aktuelle Sommertrockenheit 2022 verstärkt in den Fokus gerückt ist.
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde ein adaptives und sensorgestütztes Wassermanagementsystem für neuartige extensive Dachbegrünungen entwickelt, mit dem zum einen der Zielkonflikt zwischen Wasserrückhalt und Verdunstungskühlung gelöst und zum anderen möglichst nachhaltig mit der Ressource Wasser umgegangen werden sollte.
Ein wesentlicher Aspekt des Wassermanagementsystems ist die korrekte Messung des aktuellen Wasserversorgungszustandes. In der Landwirtschaft sowie im Gartenbau werden hierfür kapazitive Fühler genutzt. Allerdings ist bekannt, dass diese Fühler für eine korrekte Messung einen ausreichenden Bodenschluss benötigen und zudem in der Regel eine boden- bzw. substratspezifische Kalibration notwendig ist. Im Rahmen des ersten Arbeitspaketes wurden daher entsprechende Fühler auf ihre Eignung für die Messung des Wassergehalts in grob strukturierten und aus überwiegend mineralischen Bestandteilen bestehenden Dachsubstraten geprüft (Abb. 1).
Die Ergebnisse (Abb. 2) zeigten, dass alle vier geprüften Fühler grundsätzlich für die Anwendung in Dachsubstraten geeignet sind. Bei dreien war die Beziehung zwischen dem Sensorsignal und dem gravimetrischen Wassergehalt über den gesamten Prüfbereich (volle Wassersättigung bis deutliche Welkesymptome an den Testpflanzen) linear. Bei dem vierten Sensor war die Beziehung S-förmig. Allerdings hat dieser Sensor den Vorteil, dass er ein sehr großes Substratvolumen erfasst und damit Feuchtigkeitsunterschiede in der Fläche besser erfassen kann. Zudem zeigte der Sensor vor allem im Bereich des Welkepunktes eine deutlichere Signaländerung als die drei übrigen Sensoren. Wie auf Grund der Erfahrungen mit diesen Sensoren beim Einsatz in Mineralböden und herkömmlichen gärtnerischen Kultursubstraten vermutet, war die Präzision und Wiederholbarkeit der Messung bei feineren Substraten besser als bei gröberen. Alle Fühler müssen substratspezifisch kalibriert werden.
Teststände zur Entwicklung und Erprobung
Kernstück der Entwicklungsarbeit waren sechs kleinmaßstäbliche Dachbegrünungsmodelle mit einer Fläche von jeweils 7,6 m². Beim ersten der sechs Modelle entsprach der Aufbau (Wurzelfeste Kunststoffbahn, Schutzvlies, Drainelement, Filtervlies, 6-8 cm hohe Vegetationstragschicht) und Vegetation (v.a. Sedum-Arten) einem derzeit üblichen Extensivdach. Die Modelle 2 und 3 unterschieden sich vom ersten Modell durch eine ca. 2 cm stärkere Substratschicht, eine Unterflur-Tröpfchenbewässerung sowie durch die Vegetation. Beim Modell 2 bestand diese aus mediterranen Stauden und Gräsern, die in Deutschland (derzeit) nich winterhart sind. Bem Modell 3 wurden verdunstungsstarke winterharte Stauden und Gräser verwendet, die im Rahmen eines vorangegangenen Forschungsproojektes an der HSWT (Link Grauwasser) für diesen Zweck selektiert wurden. Das vierte Modell entsprach hinsichtlich Aufbau und Vegetation Modell 3, hier waren aber zusätzlich ein Sensor zur Messung des Wasserstandes im Dachbegrünungsaufbau sowie eine elektronisch steuerbare Drossel zur aktiven Regulation des Regenwasserablaufs verbaut. Bei den Modellen 5 und 6 handelte es sich um sogenannte Retentionsdächer, wobei die Begrünung den Modellen 3 und 4 entsprach. Beide Modelle waren ebenfalls mit einer aktiven Abflussregulation ausgerüstet. Der Unterschied zwischen den beiden Modellen bestand in einer Pumpe beim Modell 6, durch die das im Retentionselement gespeicherte Wasser für die Bewässerung der Begrünung genutzt werden konnte. Abb. 3 zeigt die sechs Modelle während der zweiten Vegetationsperiode.
Kernstück des Wassermanagements: Entscheidungsmatrix
Kernstück des Wassermanagementsystems bildet eine Entscheidungsmatrix, in die neben den Messwerten der Sensoren auch Daten aus den kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen vom Deutschen Wetterdienst (MOSMIX- und RADOLAN-Datensätze) sowie Informationen zu den verfügbaren Wasserressourcen einfließen.
Das erste Kriterium der Entscheidungsmatrix ist der Wasserversorgungszustand der Begrünung, der über die Substratfeuchtefühler erfasst wird. Anstatt der bisher üblichen Bepflanzung mit trockenheitsresistenten, jedoch eher verdunstungsschwache Sedum-Arten (s. Abb. 3, Modell 1) stattet man Dachbegrünungen heutzutage immer öfter mit verdunstungsstarken Pflanzen wie z.B. Kräutern und Gräsern aus (s. Abb. 5, Klima-Gründach-Bepflanzung). Soll mit dieser verdunstungsstarken Vegetation eine möglichst hohe Evapotranspirationsleistung erzielt werden (entweder für einen möglichst hohen Kühleffekt oder auch zum Zweck einer nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung), wird eine höhere Substratfeuchte angestrebt und entsprechend stärker bewässert. Falls andererseits der Regenwasserrückhalt maximiert werden soll oder nur wenig Wasser zur Verfügung steht, wird das Substrat möglichst trocken gehalten, ohne dadurch die Vegetation nachhaltig zu schädigen.
Ein zweiter Aspekt ist die Verknüpfung der kurz- bis mittelfristigen Entwicklung des Wasservorrats im Substrat mit dem aktuellen Wasserversorgungszustand. Dieser wird auf Grundlage der für die nächsten Tage vorhergesagten potentiellen Evapotranspiration sowie von Modellen zur Verdunstungsleistung extensiver Dachbegrünungen in Abhängigkeit von der Substratfeuchte prognostiziert. Des Weiteren wird die Bewässerungsintensität von den zur Verfügung stehenden Wasserressourcen (im Retentionselement gespeichertes Regenwasser, sonstiges Regenwasser, Grauwasser, Trinkwasser) sowie der aktuellen thermischen Belastung der Stadtbevölkerung beeinflusst.
Be- und Entwässerungsmanagement mittels RADVOR-Daten und MOSMIX
Neben dem Bewässerungsmanagement wurden auch Strategien zur Entwässerung entwickelt. Dazu zählen zum einen Steuerungsalgorithmen zur rechtzeitigen Entleerung von Retentionselementen bei anstehenden Niederschlägen. Um vor allem auf kleinräumige, unwetterartige Niederschläge reagieren zu können, wurde ein Auswerte-Algorithmus für radarbasierte Niederschlagsvorhersagen (RADVOR-Daten) entwickelt. Diese Kurzzeitvorhersage wird durch mittelfristige Niederschlagsdaten aus der numerischen Wettervorhersage (MOSMIX) ergänzt. Der zweite Baustein sind Regelalgorithmen zur aktiven Steuerung des Regenwasserablaufs während Niederschlagsereignissen. Hier konnte gezeigt werden, dass die Nutzung des Substrats als temporärer Speicher ein erhebliches Potential vor allem bei wiederholten, kurzen, aber sehr heftigen Niederschlagsereignissen hat, bei denen die derzeit üblichen Dachbegrünungssysteme nur einen relativ geringen Nutzen im Hinblick auf den Regenwasserrückhalt haben – siehe Abb. 6, links ohne Einstau ins Substrat (Niederschlagsrückhalt von ungefähr 15 mm) und Mitte mit Einstau ins Substrat (Niederschlagsrückhalt von 45 mm).
Bei zusätzlicher Installation eines Retentionselements kombiniert mit aktiver Abfluss-regulation kann fast die gesamte Niederschlagsmenge bei einem Extremregenereinis (80 mm) zurückgehalten werden (Abb. 6 rechts)
Lohr, D.; Schmitz, H.; Walker, R.; Meinken, E. (2021)
Proceedings, 15th Proceedings of International Conference on Urban Drainage ICUD 2021, 25.-28.10. 2021, Melbourne, Australia.
IoT based water management system for extensive green roofs to mitigate urban floods
Lohr, D.; Schmitz, H.; Walker, R.; Meinken, E. (2020)
INUAS-Konferenz Book of Abstracts 2021, S. 310-312.
Raum
ist in urbanen Gebieten eine umkämpfte Ressource. Durch die zunehmende Verdichtung
der Städte und die damit einhergehende Versieglung erwachsen für Städte durch
den Klimawandel zwei große Herausforderungen die zukünftig bewältigt werden
müssen: Urbane Sturzfluten durch Extremregenereignisse und die Bildung
städtischer Hitzeinseln. Begrünte Dachflächen spielen eine zentrale Rolle bei
der Bewältigung dieser Herausforderungen. Zum einen sollen sie die Gefahr von
urbanen Sturzfluten durch eine Verzögerung des Regenwasserabflusses mindern,
zum anderen gleichzeitig die zunehmende Hitzebelastung durch eine hohe Evapotranspiration
reduzieren. Allerdings erzeugt die gleichzeitige Maximierung der Verdunstungsleistung
und des Regenwasserrückhalts einen nur schwer zu lösenden Zielkonflikt dar: Für
eine hohe Verdunstungskühlung ist eine hohe Substratfeuchte notwendig, was aber
das Wasserrückhaltevermögen mindert.
Zur
Lösung dieses Konflikts muss das Wassermanagement begrünter Dachflächen
intelligent gestaltet werden. Hierfür soll ein IoT-basiertes
Bewässerungsmanagement für Dachbegrünungen entwickelt werden, in das lokal erhobene
Messwerte (Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit und -richtung, Substratwassergehalt),
die kurz- und mittelfristige Wettervorhersage (z.B. anstehende Niederschläge,
potentielle Evapotranspiration) und die zur Verfügung stehende Wasserressource
(Grau-, Trink- oder Regenwasser) einfließen.Dachbegrünungen als Baustein der Klimafolgenanpassung: Verbesserung der Überflutungs- und Hitzevorsorge durch ein IoT-basiertes Wassermanagement
Schmitz, H.; Jüttner, I.; Lohr, D.; Meinken, E. (2022)
31. International Horticultural Congress (IHC2022); II International symposium on greener cities: improving ecosystem services in a climate-changing world (greencities2022).
Extensive green roofs are a key component of
urban water management in the future. On the one hand, they should mitigate
urban heat islands, for which evapotranspiration has to be maximized, and on
the other hand, they are supposed to reduce the risk of urban floods after
heavy precipitation events. To achieve these goals, an exact measurement of the
water supply status is necessary. In arable soils as well as in organic growing
media, dielectric sensors are widely common. However, there is only little
knowledge about the suitability of this kind of sensors for mineral and
coarse-textured substrates used for extensive green roofs. In the current
research four dielectric sensors (EC-5, 10 HS, SMT 100 and Aquaflex TR) were
tested using five different green roof substrates. The five substrates were
filled in plastic boxes of 80 x 60 cm. Substrate height was 15 cm and the four
sensors were placed at half height. Afterwards, white lupine was sown and cultivated
up to a height of about 30 cm. For testing the sensors, the substrates were
saturated with water and then they have been left to dry out until plants show severe
signs of wilt. During dry out, the sensor signals as well as the weight of the
boxes were recorded automatically every five minutes. For each substrate six
consecutive drying cycles were done. With exception of the Aquaflex TR, for all
sensors output signals were closely linear correlated to the weight loss and
signal ranges were comparable for the six drying cycles. However, significant
differences in output signals of the sensors between the five tested substrates
were observed. This indicates a need for substrate specific calibrations. The relation
between the output signal of the Aquaflex TR and the weight loss was not linear,
but also reproducible and suitable to assess water supply status of plants.Suitability of dielectric soil moisture sensors for measuring the water supply status of green roofs
Lohr, D.; Schmitz, H.; Walker, R.; Meinken, E. (2021)
Proceedings, 15th Proceedings of International Conference on Urban Drainage ICUD 2021, 25.-28.10. 2021, Melbourne, Australia.
IoT based water management system for extensive green roofs to mitigate urban floods
Lohr, D.; Schmitz, H.; Walker, R.; Meinken, E. (2021)
INUAS-Konferenz 2021 - Urbane Transformationen: Ressourcen, 03.-05.03.2021, virtual 2021.
Dachbegrünungen als Baustein der Klimafolgenanpassung: Verbesserung der Überflutungs- und Hitzevorsorge durch ein IoT-basiertes Wassermanagement
Schmitz, H.; Lohr, D.; Walker, R.; Meinken, E. (2020)
7. Forschungsforum Landschaft, 05.-06.03.2020, Nürtingen.
Optimierung des urbanen Wassermanagements durch Gründächer
Lohr, D.; Schmitz, H.; Meinken, E. (2022)
31. International Horticultural Congress (IHC2022); II International symposium on greener cities: improving ecosystem services in a climate-changing world (greencities2022).
Green roofs play a crucial role in climate change
mitigation strategies. On the one hand, they should reduce the risk of urban floods
after heavy rainfalls. On the other hand, they should cool the city by
evapotranspiration and avoid the formation of urban heat islands. However,
concurrently most green roofs in Germany are extensive ones. They are designed
as dry sites, with shallow and well-drained vegetation layers, no additional
irrigation and greened with highly drought-adapted plants - mainly sedum. Indeed,
during the last years a new kind of extensive green roofs – still with shallow
vegetation layers – but equipped with sub-surface irrigation and voluminous
retention elements as temporary water storage beneath the vegetation layer as
well as greened with plants with high transpiration, were developed. But also
these new kind of green roofs are facing a conflict of objectives between storm
water retention and cooling performance.
To solve this conflict of
objectives an adaptive and sensor based water management system was developed.
It consists of two main components: Irrigation management of the plants and management
of storm water runoff, especially the control of the retention element. For the
irrigation management a decision matrix was developed which adapts the
irrigation strategy, depending if cooling performance or water retention has higher
priority. Prioritization is based on thermal discomfort and rain forecast. The
decision matrix uses environmental data, data of the weather forecast and
information about water resources (e.g. grey water, water supply in the
retention element). For management of storm water, run-off is actively
controlled and the vegetation layer used as temporary water storage. In
combination with a retention element, this can quadruple water retention
capacity of green roofs. The amount of water stored in the green roof system –
especially the retention element – is mainly controlled on basis of real-time,
radar-based precipitation data.Development of an adaptive and sensor-based water management for extensive green roofs
Lohr, D.; Schmitz, H.; Walker, R.; Meinken, E. (2020)
14. Projekttage der Bauforschung.
Hintergrund Begrünte Dachflächen sind in
zweifacher Hinsicht Kernelemente von Mitigationsstrategien bezogen auf die
Auswirkungen des Klimawandels im urbanen Raum. Einerseits sollen sie bei
zukünftig häufiger auftretenden Starkregenereignissen das Risiko von
Sturzfluten durch eine Verzögerung des Regenwasserabflusses reduzieren.
Andererseits soll durch die Evapotranspiration der Flächen das thermische
Milieu verbessert und die Entstehung von städtischen Hitzeinseln verhindert
werden. Beides können die aktuell üblichen Extensivbegrünung auf Grund ihrer
grundlegenden Konzeption – dünnschichtiger Aufbau mit schnelldrainenden
Substraten und trockenheitsadaptierte Pflanzen – nicht leisten. In den letzten
Jahren wurden daher neue Typen von Extensivbegrünungen entwickelt, die unter
den Bezeichnungen Klima- bzw. Retentionsdach am Markt eingeführt wurden. Bei diesen
Konzepten werden zum einen andere Pflanzengesellschaften verwendet und zum
zweiten verfügen sie über ein größeres Wasserspeichervermögen ohne grundlegend
höhere Anforderungen an die Gebäudestatik zu stellen. Allerdings bleibt bei
diesen Systemen ein schwer lösbarer Zielkonflikt zwischen maximalem
Wasserrückhalt und maximaler Evapotranspiration bestehen. Ersteres verlangt
nach einem maximalen Speichervolumen und damit einem geringen Wassergehalt im
Substrat, während für den zweiten Aspekt eine gleichbleibend hohe
Substratfeuchte notwendig ist. Zielstellung und
Forschungsansatz Im
Forschungsvorhaben werden diese beiden gegenläufigen Aspekte bei der
Entwicklung eines adaptiven, sensorgestützten Bewässerungsmanagements für
neuartige, extensive Dachbegrünungen berücksichtigt. Grundlage für das
Bewässerungsmanagement sind zum einen Vor-Ort gemessenen Umweltdaten (z.B.
Substratfeuchte, Wasservorrat im Unterbau, Lufttemperatur), Daten der kurz- und
mittelfristigen Wettervorhersage (Niederschläge, Temperatur, Einstrahlung,
Evapotranspiration) sowie die zur Verfügung stehenden Wasserressourcen für die
Bewässerung (Trink-, Grau- oder Regenwasser). Die Parametrisierung des
Bewässerungsmanagements erfolgt auf Basis von Messwerten (z.B. zur
Evapotranspirationsleistung von Dachbegrünungen in Abhängigkeit von den
Wetterbedingungen sowie der Substratfeuchte) die an sechs realitätsnahen,
kleinmaßstäblichen Dachbegrünungsmodellen (s. Abb. 1) erhoben werden. Der
Wasserhaushalt in den Modulen wird über eine kontinuierliche Wägung erfasst,
zudem sind in den Modellen unter anderem Sensoren zur Erfassung der
Substratfeuchte und -temperatur sowie der Luftfeuchte und -temperatur verbaut.
Des Weiteren sind alle Modelle mit einem Niederschlagssimulator, mit dem
Regenereignisse von einem leichten Dauerregen bis zu einem extremen
Gewitterschauer nachgestellt werden können, ausgestattet. Des Weiteren kann der
Regenwasserabfluss mit hoher zeitlicher Auflösung gemessen werden. Aktueller Stand
der Arbeiten Der
Aufbau der sechs Dachbegrünungsmodelle ist inzwischen abgeschlossen. Nach
grundlegenden Funktionstest wurden die ersten Niederschlagsereignisse simuliert
und mit der fortlaufenden Datenerfassung begonnen. Zudem wurden automatisierte
Schnittstellen zum Abruf und zur Auswertung der benötigten Vorhersagewerte
geschaffen. Dabei handelt es sich um Daten, die vom DWD über den Serverservice
Open-Data allgemein zugänglich zur Verfügung gestellt werden. Zum einen werden
kurz- und mittelfristige Vorhersagen (bis + 72 h) u.a. zum Niederschlag, der Einstrahlung,
der Temperatur und der potentiellen Evapotranspiration herangezogen, die aus
den MOSMIX-L-Datensätzen – einer statistisch optimierten Punktvorhersage, die
viermal täglich aktualisiert wird und stündliche Prognosewerte für die nächsten
zehn Tage liefert – stammen. Auf Basis dieser Daten soll insbesondere die
Bewässerung der Vegetation gesteuert werden. Der zweite Datensatz sind räumlich
hochaufgelöste, radarbasierte Niederschlagskarten (RADVOR). Diese Karten werden
alle 15 min mit einer Zeitverzögerung von einer Stunde bereitgestellt. Sie
liefern für 1 km² große Rasterpunkte die aktuelle Niederschlagsmenge sowie zwei
Kurzeitvorhersagen (+60 und +120 min). Auf Basis dieser Daten soll der
Wasserstand im Retentionselement reguliert werden. Zum einen soll bei
angekündigten Starkregenereignissen das Wasser aus dem Retentionselement
frühzeitig abgelassen werden, zum zweiten soll die Geschwindigkeit des
Wasserablaufs während eines Starkregens reguliert werden. Geplante
Arbeiten
Mit
Beginn der Vegetationsperiode werden fortlaufende Messserien gestartet, bei
denen vor allem die Evapotranspirationsleistung der Pflanzen in Abhängigkeit
von den Wetterbedingungen und der Substratfeuchte sowie der Verlauf des Drainwasserablaufs
nach unterschiedlichen Niederschlagsereignissen ermittelt werden. Mit diesen
Daten wird das Bewässerungsmanagement parametrisiert. Zeitglich sollen
Messungen unter Realbedingungen mit einer mobilen Sensorplattform, deren
Prototyp aktuell von der Fa. ZinCo getestet wird, erfolgen, um die
Übertragbarkeit der gewonnenen Daten zu prüfen.Adaptive und sensorgestützte Bewässerung extensiver Gründächer zur Optimierung des urbanen Wassermanagements im Hinblick auf Niederschlagsrückhalt und Verdunstungskühlung
Schmitz, H.; Lohr, D.; Walker, R.; Meinken, E. (2019)
12. Projekttage der Bauforschung.
Begrünte Dachflächen spielen
eine wichtige Rolle im städtischen Wassermanagement und sind in zweierlei
Hinsicht zentrale Bausteine von Mitigationsstrategien bezogen auf die Auswirkungen
des Klimawandels im urbanen Raum. Einerseits sollen sie bei immer öfter
auftretenden Starkregenereignissen das Risiko von Sturzfluten durch eine
Verzögerung des Regenwasserabflusses reduzieren. Zum zweiten soll durch die
Evapotranspiration der Flächen das thermische Milieu verbessert und die
Entstehung von städtischen Hitzeinseln verhindert werden. Derzeit wird jedoch ein
Großteil der Dachbegrünungen extensiv gestaltet, d.h. als Trockenstandorte mit
dünnen Vegetationstragschichten und einer trockenheitsadaptierten,
verdunstungsarmen Vegetation. Dies läuft beiden Aspekten - Verbesserung des
Stadtklimas sowie Verzögerung des Wasserablaufs - zuwider. Im
Rahmen eines früheren Forschungsprojektes konnte gezeigt werden, dass mit
extensiven, relativ kostengünstigen Dachbegrünungen bei Verwendung
verdunstungsstarker Pflanzen eine erhebliche Verdunstungskühlung erzielt
werden kann. Ein Ansatz zur Verbesserung des Wasserrückhalts sind
Retentionsdächer, bei denen der Wasserablauf durch spezielle Drainelemente,
die von der Vegetationstragschicht kapillar entkoppelt sind, stark verzögert
wird. Im Forschungsvorhaben sollen diese beiden Aspekte verknüpft und ein
adaptives, sensorgestütztes Bewässerungsmanagement für modifizierte, extensive
Dachbegrünungen unter Nutzbarmachung des Retentionsspeichers entwickelt
werden. Unter Einbeziehung von Umweltdaten (Substratfeuchte, Lufttemperatur,
Einstrahlung), der Wettervorhersage (z.B. anstehende Niederschläge) sowie der
verfügbaren Wasserressourcen (Regen- oder Trinkwasser) wird die
Bewässerungsstrategie kontinuierlich angepasst. So soll z.B. bei angekündigten
Starkregenereignissen der Wasservorrat im System (Substrat und Drain-/
Retentionselemente) minimiert werden, um einen maximalen Wasserrückhalt zu
erzielen. Gleichzeitig sollen unnötige Wasserverluste bei der Bewässerung
vermieden werden.
Der
gesamte Forschungsansatz stützt sich auf bewährte Komponenten, die - sofern
notwendig - lediglich modifiziert und adaptiert werden. Dies betrifft zum
Beispiel Sensoren zur Messung der Bodenfeuchte oder die Komponenten zur
Erfassung und Nutzung des Wasservorrats im Retentionselement. Bei der
Softwareentwicklung werden nur Module genutzt, die eine spätere
Veröffentlichung des Quellcodes unter GNU-Lizensierung möglich machen. Somit
können die Ergebnisse einfach und schnell in die Praxis umgesetzt werden.
Zusätzlich wird darauf geachtet, dass durch die notwendige Technik bzw. die
Bewässerungsstrategie keine erhöhten Anforderungen an die Gebäude-/Dachstatik
entstehen, so dass auch bereits bestehende extensive Dachbegrünungen entsprechend
nachgerüstet werden können.Intelligentes Bewässerungsmanagement auf dem Dach
Die Untersuchungen sind in drei aufeinander aufbauende Phasen gegliedert. In
der ersten Projektphase, die schon weitgehend abgeschlossen ist, wurde aus
fünf grundsätzlich geeigneten Sensoren der für die Bodenfeuchtemessung in
Substraten für extensive Dachbegrünungen am besten geeignetste ermittelt und
kalibriert. Die derzeitige zweite Phase des Projekts bildet das Kernstück des
Vorhabens. Hierfür wurden im Gewächshaus sechs realitätsnahe kleinmaßstäbliche
Dachbegrünungsmodelle mit unterschiedlichem Systemaufbau (Substratdicke,
Vegetation, Drain- und Retentionselemente) errichtet und mit den in Phase I
ermittelten Bodenfeuchtesensoren sowie Sensoren zur Erfassung von Klimadaten
(Temperatur, Einstrahlung u.ä.) ausgestattet. Um den Wasserhaushalt im
Substrat detailliert nachverfolgen zu können, sind die Modelle wägbar und das
entstehende Drainwasser kann aufgefangen werden (siehe Abbildung). In einem
der sechs Modelle wurde zudem ein modifiziertes Retentionselement eingebaut,
dessen Wasservorrat kontinuierlich erfasst und aktiv beeinflusst werden kann.
Um Starkregenereignisse simulieren zu können, werden die Modelle mit einem
Niederschlagssimulator ausgerüstet. Über zwei Vegetationsperioden hinweg
werden verschiedene Wetterszenarien (Niederschlag, Temperatur, Luftfeuchte)
simuliert und ein adaptives Modell für die Bewässerungssteuerung entwickelt.
Zentrale Fragestellungen sind dabei: Welchen Beitrag leisten einzelne
Komponenten zum Regenwasserrückhalt? Wie lange dauert es, den Wasservorrat im
Substrat auf ein Minimum zu reduzieren? Auf welchem Minimalniveau kann der
Wassergehalt im Substrat gehalten werden ohne die Vegetation zu schädigen?
Welche Bewässerungsstrategie ist für eine maximale Verdunstungsleistung
notwendig?
In der dritten Phase, die parallel zur zweiten Vegetationsperiode von Phase II
stattfinden wird, soll das Bewässerungsmodell unter Freilandbedingen validiert
werden. Hierfür ist geplant, auf bereits vorhandene, gut etablierte Dachbegrünungen
zurückzugreifen.
Medienbeitrag, . (2022)
forstpraxis.de.
Neue Forschungsergebnisse über die Klimawirkung von Dachbegrünung
Medienbeitrag, .; Meinken, E.; Schmitz, H. (2022)
UNKRAUT - Umweltmagazin des BR Fernsehen, Stand: 23.05.2022.
Risiko Starkregen: Wie können wir uns vor Sturzfluten schützen?
Medienbeitrag, .; Meinken, E.; Lohr, D.; Hertle, B.; Kell, K. (2021)
W wie Wissen (ARD).
Faszinierende Pflanzen: Wie wir die Vielfalt retten können