• Laufzeit: 01.03. – 31.12.2015
  • Schwerpunkt: Klimawandel
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Klimarelevanz von Moorrenaturierungen in Bayern - Phase IV - Begleituntersuchungen zur Abschätzung des Klimaentlastungspotenzials durch Moor-Renaturierungsmaßnahmen in Bayern

Im Rahmen des 2007 entworfenen „Klimaprogramm Bayern 2020“ und den darin verankerten Schwerpunkten „Minderung von Treibhausgasen“, „Anpassung an den Klimawandel“, sowie „Forschung und Entwicklung“ wurde das Fachgebiet Vegetationsökologie am Institut für Ökologie und Landschaft beauftragt, die Begleitforschung zur Abschätzung des Klimaentlastungspotenzials durch Moor-Renaturierungsmaßnahmen in Bayern durchzuführen. Neben der strategischen Begleitung des Programms sollten durch die Fortführung der Erfassung von Treibhausgasen auf organischen Böden Informationslücken reduziert werden und die Qualität der Emissionsberechnungen verbessert werden. Da das Fachgebiet für Vegetationsökologie in vielen weiteren Projekten zum Thema tätig ist, ergeben sich wertvolle Synergieeffekte.

Hintergrund

Die seit 1998 von der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Matthias Drösler durchgeführten Spurengasmessungen von den Treibhausgasen CO2, CH4 & N2O und die anschließenden zeitlichen und räumlichen Modellierungen der Messwerte ermöglichten es, dass Treibhausgasemissionsberechnungen für organische Böden nun anhand des PEP-Modells (DRÖSLER et al. 2013) durchgeführt werden können. Das bedeutet, dass anhand von Wasserstand und Nutzung (Import/Export C.-Org) eine relativ genaue Aussage zur THG-Bilanz getroffen werden kann. Ein Wasserstand von etwa 10 cm unter der Bodenoberfläche hat sich dabei aus Sicht der Klimarelevanz als besonders günstig herausgestellt. Dieser entspricht weitgehend der naturnahen Situation in Mooren.

Abb. 1: PEP-Modell (Peatland Emissions Predictor)-Abhängigkeit der jährlichen THG-Bilanzen der Standorte vom Jahresmittel des Wasserstands und dem jährlichen Export von Kohlenstoff mit dem Erntegut
Abb. 2.: Kumulative Klimaentlastung durch Moorrenatuierung mit PEP modelliert; die ansteigende Kurve symbolisiert die zunehmen Jahreseinsparungen durch die jährlich vergrößerten Renaturierungsflächen (Abschlussbericht Phase IV, unpubl.)

Zielsetzungen und Vorgehensweise

In enger Zusammenarbeit mit den höheren Naturschutzbehörden Bayerns wurden mit diesem Modell alle durch KLIP 2020 geförderten Renaturierungsprojekte auf ihre Klimawirksamkeit geprüft und deren Einsparungsbetrag berechnet. Im Zeitraum von 2008 bis 2015 konnten so in Bayern etwa 60.000 t CO2-Äquiv. eingespart werden. In Bezug zu dem Mitteleinsatz ergeben sich bei einer 50-Jahres-Berechnung Vermeidungskosten von ca. 30 Euro / t CO2. Da die Moorrenaturierung für den Klimaschutz somit eine kostengünstige Alternative zu anderen Vermeidungsstrategien bietet und zudem naturschutzfachliche Ziele erreicht werden, wurde die Laufzeit des Förderprogramms verlängert (jetzt „KLIP 2050“). Die Vegetationsökologie der Hochschule Weihenstephan wird auch für diese Förderperiode (vorerst bis 2019) wieder die Begleitforschung im Rahmen des Projektes „MOORclimb“ übernehmen. Neben den Einsparungsberechnungen beinhaltet der Forschungsauftrag auch weitere Teilprojekte. So wurde bereits die Struktur für einen bayerischen Zertifizierungs-Standard (moorbenefits) geschaffen, der es Investoren ermöglichen soll, freiwillige CO2-Kompensation zu betreiben. Anders als bei vielen Klima-Zertifikaten soll die Einsparleistung in der Region durch Moorrenaturierung erwirtschaftet werden. Da der Zertifizierungsprozess von unabhängigen Institutionen (Bayerischer Naturschutzfond, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) durchgeführt wird und das Zertifikat „staatlich geprüft“ ist, dürfte zukünftig eine große Nachfrage für diese Klimazertifikate bestehen. Durch die große Renaturierungsoffensive im Rahmen der KLIP 2020 / 2050 Förderung, sind inzwischen große Mengen an Daten in unterschiedlichster Form zu den einzelnen Maßnahmen generiert worden. Damit auch weiterhin eine gute Übersicht zu allen Maßnahmen besteht und auch Potenziale besser identifiziert werden können, wurde das Fachgebiet Vegetationsökologie zudem beauftragt, eine GIS-gestützte Datenbank zu entwickeln, in der zum einen Basisinformationen wie z. B. „Name“ und „Moortyp“ zu den Moorgebieten gehalten werden, aber auch Detailinformationen die erst bei der Projektplanung entstehen, wie z. B. die Lage der Entwässerungsgräben oder die Grundwasserflurabstände. Während der Aufbau der Struktur bereits in einer früheren Phase des Projektes realisiert werden konnte, wird die Füllung der Datenbank auch im Fortsetzungsprojekt „MOORclimb“ umgesetzt.

Fazit

Das Projekt ist ein sehr gelungenes Beispiel dafür, wie anwendungsorientierte Forschung ihre direkte Umsetzung in der Praxis findet und das umweltpolitische Programm Bayerns (KLIP 2050) unterstützt. Dies gelingt nur durch eine enge Kooperation zwischen den beteiligten Akteuren (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Landesamt für Umwelt, Höhere Naturschutzbehörden an den Regierungen) und dem Fachgebiet Vegetationsökologie an der HSWT.

Folgeprojekt

MOORclimb, KLIP Phase V: Moore und Moor-Renaturierungen in Bayern - Klimarelevanz, Klimaentlastungspotenziale und Synergien mit dem Schutz der Biodiversität

Projektleitung HSWT

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