• Laufzeit: 15.02.2013 – 31.03.2014
  • Schwerpunkt: Landnutzung
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Strategien zum verminderten Einsatz von aus Übersee importierten Sojaerzeugnissen in der Geflügelfütterung in Deutschland

Die Eiweißversorgung der landwirtschaftlichen Nutztiere in Deutschland basiert in den letzten Jahrzehnten auf Sojaprodukten, die aus Übersee importiert werden. In der konventionellen Tierhaltung dominiert der Einsatz von Sojaextraktionsschrot (SES). So werden derzeit in Deutschland etwa 4,45 Mio. t SES pro Jahr verfüttert. Aufgrund der positiven nutritiven Eigenschaften, verbunden mit einer hohen Standardisierung in der Produktion, einer hohen Marktverfügbarkeit sowie den umfangreichen Ergebnissen und Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis, ist SES zum „Goldstandard“ unter den Eiweißfuttermitteln geworden. Diesen Vorteilen stehen aber bedeutsame Nachteile gegenüber. So ist für die Tierhaltung eine starke Importabhängigkeit entstanden. Auch die Tatsache, dass die importierten Sojaprodukte zunehmend aus gentechnisch veränderten Sojabohnen stammen, sehen viele Konsumenten in Deutschland kritisch. Darüber hinaus entspricht die Produktion vor allem in den südamerikanischen Ländern hinsichtlich der Nachhaltigkeit (Umweltschutz, globale Nährstoffimbalanzen, soziale Standards) nicht den Vorstellungen der Verbraucher. Als mögliche Alternativen zum SES, welche in entsprechenden Mengen verfügbar, gentechnikfrei und für die Geflügelfütterung geeignet wären, können derzeit Rapsextraktionsschrot, heimische Körnerleguminosen (vor allem Erbsen), Weizentrockenschlempe und synthetische Aminosäuren vorgeschlagen werden. Da in der Nutztierfütterung aber vorrangig die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren („Eiweiß“ als Oberbegriff dient nur als Hilfsgröße) im Vordergrund steht und hier SES hinsichtlich der nachrangig limitierenden Aminosäuren (Arginin, Valin, Isoleucin) meist die höchsten Gehalte im Vergleich zu den möglichen Substituten aufweist, ist ein vollständiger Austausch in der deutschen Geflügelfütterung ohne eine deutliche Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit (schlechtere biologische Leistungen der Tiere aufgrund suboptimaler Aminosäurenversorgung und/oder erhöhte Futterkosten) kurzfristig nicht möglich. Als realisierbare Reduktionspotenziale sind aus derzeitiger Sicht 50 % in der Legehennenfütterung und 20 bis 25 % im Mastgeflügelbereich anzusehen. Hochgerechnet auf die Geflügelproduktion in Deutschland ergibt sich somit ein Einsparpotenzial von ca. 0,5 Mio. t SES pro Jahr bzw. eine Reduktion von 0,22 bis 0,35 Mio. ha Sojaanbaufläche. Mittelfristig könnte der verstärkte Anbau von Sojabohnen in der Donauregion (Süd- und Osteuropa) dazu führen, dass vermehrt „heimischer“ bzw. europäischer Sojaextraktionsschrot verfügbar ist, wodurch Import-Soja 1:1 ersetzt werden könnte. Langfristig stellen zudem alternative Eiweißfuttermittel aus nicht bodengebundener Produktion (z. B. Insekten, Algen, synthetische Aminosäuren) oder Proteinkonzentrate aus Grünlandpflanzen innovative Lösungsansätze dar, wobei hier aber noch ein erheblicher Forschungsbedarf besteht.

Die Ergebnisse des Projekts sind in den Futtermittelreport des WWF eingeflossen, dieser steht rechts unter Weblinks zum Download zur Verfügung.

Projektleitung HSWT

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