• Laufzeit: 01.01.2011 – 31.12.2012
  • Schwerpunkt: Landnutzung
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Krankheiten und Schädlinge an Meerrettich

  • Projektleitung HSWT: Prof. Dr. Wolfgang Gerlach

Bestimmung und Beschreibung der an Meerrettich vorkommenden Krankheiten und Schädlinge als Grundlage für ein Informationsmedium für die Anbauer, Virusscreening im bayerischen Anbaugebiet als Grundlage einer geplante Virusfreimachung über Gewebekultur.

Im Rahmen des Projektes "Verbesserung des Meerrettichanbaus - Standortsicherung der Meerrettichproduktion in Bayern" wurde in den Jahren 2011 und 2012 ermittelt, welche Krankheiten und Schädlinge im Anbaugebiet in Mittelfranken vorkommen. Ziel der Erhebung war, die Bedeutung der einzelnen Schaderreger für den Ertrag abzuschätzen. Zudem sollte in Zusammenarbeit mit dem Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Fürth eine Informationsbroschüre für die Anbauer mit Angaben zu Biologie und Bekämpfung der einzelnen Erreger erstellt werden. Neben Besuchen in zahlreichen Betrieben im Anbaugebiet bestand für die Anbauer die Möglichkeit Proben einzuschicken. Es zeigte sich, dass auf beinahe allen beprobten Flächen das Turnip Mosaic Virus zu finden war. Ebenfalls fast flächendeckend ist der Weiße Rost (Albugo candida) aufgetreten. Blattfleckenpilze wie Alternaria, Cladosporium und Ascochyta waren je nach Witterung in einzelnen Betrieben zu finden. Bei einigen Meerrettich-Stangen traten Verbräunungen im Wurzelquerschnitt auf, die auf eine Infektion mit dem Erreger Verticillium sp. zurückzuführen waren. Bei den tierischen Schädlingen führt vor allem der Meerrettich-Erdfloh direkt nach dem Legen der Fechser zu größeren Schäden. In einigen wenigen Fällen kam es zudem zu stärkerem Befall mit Blattläusen oder Meerrettich-Blattkäfern. Die wichtigsten Schaderreger werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Abb. 1a: Beginnender Virusbefall
Abb. 1b: Ausgeprägter Virusbefall

Turnip Mosaic Virus

Das Turnip Mosaic Virus führt zu ringförmigen Chlorosen. Diese sind meist zuerst auf den älteren Blättern zu sehen. Auch flächige Vergilbungen und diffuse gelbe Muster können Symptome dieser Viruserkrankung sein. Das Turnip Mosaic Virus gehört zur Gruppe der Potyviren und hat einen sehr großen Wirtspflanzenkreis. Die Übertragung erfolgt bei der Vermehrung, über Vektoren (z.B. Blattläuse) oder durch kontaminierte Werkzeuge. Die Vermehrung von Meerrettich erfolgt über so genannte Fechser, also Wurzelstücke. Da das Virus auch in den Meerrettich-Stangen nachgewiesen werden kann, ist davon auszugehen, dass in fast allen Betrieben bereits infiziertes Material auf dem Feld gepflanzt wird. Im Laufe der Jahre kann sich die Viruskonzentration erhöhen und die Herkunft an Wüchsigkeit, Widerstandskraft und Vitalität verlieren. Auf dem Feld findet zudem eine Übertragung aus dem Durchwuchs der letzten Jahre und vom Unkraut am Feldrand statt. Für die Bekämpfung von Viren sind keine Pflanzenschutzmittel ausgewiesen. Wichtigste Maßnahme wäre die Verwendung von gesundem Pflanzmaterial. Derzeit wird an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf versucht, virusfreie Pflanzen durch Meristemkultur zu gewinnen. Im Betrieb sind Hygiene und Selektion bei der Gewinnung von Fechsern die entscheidenden Faktoren.

Abb. 2: Weißer Rost Anfangsbefall blattoberseits
Abb. 3: Weiße Pusteln auf der Blattunterseite

Weißer Rost

Die wichtigste Pilzkrankheit bei Meerrettich ist der Weiße Rost (Albugo candida). Zu Befallsbeginn bilden sich auf den Blättern gelbe Flecken. Später entwickeln sich auf den Blattunterseiten weiße Sporenlager, die wie Rostpusteln aussehen. Manchmal färben sich die Flecken auf den Blattoberseiten im Laufe des Befalls dunkelrot. Auch auf den Blattstielen und im oberen Bereich der Stangen können Anschwellungen entstehen, die später aufreißen und in der Folge Fäulnis auftritt. Der Weiße Rost ist, auch wenn der Name das nahelegt, kein Rostpilz, sondern systematisch mit den Falschen Mehltaupilzen verwandt. Er überwintert in Form von Dauersporen, sogenannten Oosporen, oder als Myzel auf erkrankten Pflanzenresten. Auch die Fechser können bei der Ernte mit dem Erreger in Kontakt kommen und so für einen Erstbefall im Frühjahr sorgen. Pflanzenabfälle, die nach dem Putzen auf die Felder ausgebracht werden, stellen ebenfalls eine Infektionsquelle dar. Der Erreger dringt nach der Keimung der Sporen in das Blatt ein. Vor allem bei kühler und feuchter Witterung (15 - 20 °C) breitet sich der Weiße Rost rasant aus. Heißes Sommerwetter dagegen hemmt seine Entwicklung. Auch beim Weißen Rost ist eine gute Selektion der Fechser wichtig. Verfärbte, geschwollene und aufgeplatzte Fechser sollten nicht als Ausgangsmaterial für das kommende Jahr verwendet werden. Die Bekämpfung des Durchtriebs auf den Feldern und die räumlich getrennte Lagerung von Putzabfällen sind ebenfalls wichtig. Der Weiße Rost kann gut chemisch bekämpft werden.

Blattfleckenpilze

Vor allem in feuchten Jahren können Blattfleckenpilze wie Alternaria oder Cercospora an Meerrettich vorkommen. Meist treten diese erst später im Jahr auf als der Weiße Rost. Als Symptome sind kleine braune Blattflecken sichtbar, die zu größeren Bereichen zusammenfließen können.

Verticillium

Ein Problem, das sich oft erst nach der Ernte zeigt, ist der Befall mit dem Pilz Verticillium. Die Pflanzen wachsen etwas schwächer, was auf dem Feld aber nicht immer zu erkennen ist. In den geernteten Stangen sind braune ringförmige Verfärbungen zu sehen. Solche Stangen werden von der verarbeitenden Industrie nicht akzeptiert. Verticillium ist ein bodenbürtiger Pilz, der als Überdauerungsorgane sogenannte Mikrosklerotien ausbildet. Diese können mehrere Jahre im Boden überdauern. Angeregt von Wurzelaussscheidungen keimen die Dauerorgane aus und dringen in die Wurzeln ein. Die Leitungsbahnen werden durch den Pilz verstopft, Wasser und Nährstoffe können nur eingeschränkt transportiert werden. Der optimale Temperaturbereich von Verticillium liegt bei 20 - 30 °C, weshalb Schäden meist im Sommer und Herbst auftreten. Auch bei dieser Krankheit spielt die Übertragung durch Fechser eine große Rolle. Eine weite Fruchtfolge mit einer Anbaupause für Meerrettich von mindestens 3 Jahren kann den Infektionsdruck senken. Als Zwischenfrüchte dürfen keine Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütler angebaut werden.

Meerrettich-Erdfloh

Bei den tierischen Schädlingen spielt der Meerrettich-Erdfloh (Phyllotreta armoraciae) die größte Rolle. Vor allem unmittelbar nach dem Austrieb der frisch gelegten Fechser kann der Erdfloh mit seinem Lochfraß an den Blättern große Schäden anrichten. Der schwarz gefärbte Käfer mit einem sehr breiten gelben Längsstreifen auf jeder Flügeldecke erreicht eine Größe von 2,5 bis 5 mm. Durch deutlich verdickte Hinterbeine können die kleinen Käfer bei Gefahr große Sprünge machen. Die Erdflöhe bilden nur eine Generation pro Jahr aus. Die Käfer legen ihre Eier ab Mai auf den Blattstielen ab. Die frisch geschlüpften Larven bohren sich in die Blattstiele ein und minieren dort. Nach dem Reifungsfraß verpuppen sich die Larven im Boden. Frisch geschlüpfte Käfer treten ab Juli auf. Die Käfer überwintern im Boden. Die Beobachtung der einzelnen Schaderreger wird auch in den Jahren 2013 und 2014 fortgesetzt. Im Hinblick auf unterschiedliche Witterungsverläufe sollen die Bekämpfungshinweise für die Anbauer optimiert werden. Beim Turnip Mosaic Virus ist für 2014 ein Vergleichsanbau von virusfreiem und befallenem Pflanzenmaterial geplant. Ziel ist es, den Einfluss des Virus auf Ertrag und Qualität der Meerrettichkulturen zu erfassen. Der Erreger Verticillium ist 2012 Thema eines Projekts zur Ermittlung der Belastung der Böden mit Mikrosklerotien. Die Projekte Virusvergleich und Verticillium-Belastung werden von der Firma Schamel Meerrettich, Baiersdorf, finanziert.

Projektleitung HSWT