• Laufzeit: 01.09.2009 – 31.07.2011
  • Schwerpunkt: Biodiversität
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Entwurf einer kulturlandschaftlichen Gliederung Bayerns als Beitrag zur Biodiversität

Das Institut für Landschaftsarchitektur erarbeitet in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung der Technischen Universität München im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt das Forschungsvorhaben "Entwurf einer Kulturlandschaftsgliederung Bayern als Beitrag zur Biodiversität". Ziel des von September 2009 bis Juni 2011 anberaumten Projektes ist es, Bayern flächendeckend in ca. 60-70 Kulturlandschaftsräume zu gliedern und diese in Steckbriefen zu beschreiben. Die Raumabgrenzung orientiert sich dabei im wesentlichen an tradierten, im Bewusstsein der Bevölkerung verankerten Kulturlandschaftsbezeichnungen wie z.B. "Hallertau", "Pfaffenwinkel" oder "Gäuboden". Für jeden Raum wird anhand definierter Kriterien dessen charakteristische landschaftswirksame Eigenart herausgearbeitet, z.B. in Bezug auf typische Landschaftselemente, Landnutzungsweisen, Siedlungs- und Bauformen, durch Nutzung entstandene Biotope aber auch kulturhistorische, sprachliche und weitere landeskulturelle bzw. landschaftsbezogene Besonderheiten. Die Arbeiten am Projekt werden unterstützt durch eine Projekt begleitende Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern unterschiedlicher mit dem Thema Kulturlandschaft befasster Behörden, Verbände und Forschungseinrichtungen. Darüber hinaus werden in einem offenen Beteiligungsprozess weitere Experten, insbesondere regionale Gebietskenner, einbezogen.

Hintergrund und Zielsetzung

Dem klaren gesetzlichen Auftrag zum Schutz der Kulturlandschaften steht ein deutliches Vollzugsdefizit gegenüber. Zwar besteht sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene ein breiter gesellschaftlicher Konsens über die Bedeutung unserer Kulturlandschaften, zum Beispiel für die Ökologie oder für das Empfinden von Heimat. Auch wird der Belang von zahlreichen Fachdisziplinen wie z.B. Naturschutz, Denkmalpflege oder Heimatpflege vertreten. Dennoch ist eine seit Jahrzehnten anhaltende und nach wie vor andauernde Überprägung und Vereinheitlichung der vielfältigen traditionellen Kulturlandschaften im Zuge eines beschleunigten Nutzungswandels insbesondere durch Siedlungsentwicklung, Strukturwandel und Intensivierung der Landwirtschaft sowie Infrastrukturmaßnahmen zu beobachten. Als ein wesentlicher Grund hierfür wird der vorherrschende Mangel an Datengrundlagen, Methoden und Bewertungsmaßstäben angesehen, die es erschweren, das Schutzgut Kulturlandschaft bei räumlichen Planungsentscheidungen angemessen zu berücksichtigen. Während eines der Hauptdefizite - das Fehlen einer Inventur noch vorhandener historischer Kulturlandschaftselemente - auf absehbare Zeit nicht zu beheben sein wird, besteht das Ziel des vorliegenden Forschungsprojektes vornehmlich darin, die unterschiedlichen Kulturlandschaften Bayerns landesweit zu erfassen und die wesentlichen, wertbestimmenden Merkmale der einzelnen Kulturlandschaften herauszuarbeiten und zu dokumentieren. Wichtige Merkmale der erfassten Kulturlandschaften sind z.B.: - Typische Nutzungen, wie z.B. die Schafbeweidung im Jura, Nutzungsmuster und spezielle, an die landschaftlichen Gegebenheiten angepasste Landnutzungsformen, z.B. Fischteiche in feuchten Niederungen, sowie der Nutzungswandel im Laufe der Zeit - Siedlungs- und Bauformen - Charakteristische, häufig aus regionsspezifischen Nutzungsweisen hervorgegangene Kulturlandschaftselemente, wie z.B. Lesesteinwälle, Be- und Entwässerungssysteme, Felsenkeller, etc. - Territorialgeschichte - Spezielle Sprachprägungen - Assoziative Aspekte, etwa im Zusammenhang mit bedeutenden archäologischen oder religiösen Stätten Damit wird gleichzeitig ein Bezugsrahmen bereitgestellt, um planungsbezogene Bewertungen der Kulturlandschaft, z.B. in der Bauleitplanung oder bei der Beurteilung von Eingriffen, vornehmen zu können.

Vorgehensweise

Die Kulturlandschaftsgliederung soll sich - unter Beachtung der vorgegebenen landesweiten Maßstabsebene (Maßstab 1:200.000 bis 1:500.000) - in erster Linie an allgemein bekannten, im Bewusstsein der Bevölkerung verankerten Landschaftsbezeichnungen orientieren. In einem ersten Schritt wurden daher tradierte Kulturlandschaftsnamen ermittelt. Die so ermittelten Räume wurden anschließend abgegrenzt. Die dabei entwickelten Abgrenzungskriterien wurden um weitere, die spezifische Eigenart der Räume bezeichnende Kriterien ergänzt und dienen sowohl zur Abgrenzung weiterer Kulturlandschaftsräume, als auch zu deren Charakterisierung im Rahmen von Kulturlandschaftssteckbriefen. Alle Ergebnisse und Zwischenergebnisse werden periodisch von einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe diskutiert.

Publikationen

  • Peter Blum, Prof. Dr. Markus Reinke, J. Reh

    Kulturlandschaftsgliederung Bayern - neue Wege für Naturschutz und Planung (2011) Informationsdienst Weihenstephan, März 2011 .

  • Dr. Isabel Augenstein, Peter Blum, Dipl. Ing. Hansjörg Haslach, Prof. Dr. Markus Reinke, F. Renner, Dr. Wolfgang Zehlius-Eckert

    Entwurf einer kulturlandschaftlichen Gliederung Bayerns als Beitrag zur Biodiversität (2013) Bericht zum Forschungsvorhaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) und des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit .

Projektleitung HSWT

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