• Laufzeit: 01.05.2021 – 30.04.2023
  • Schwerpunkt: Klimawandel
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Machbarkeitsstudie zu Moorzertifikaten und Kompensationsmaßnahmen (CO2-Regio)

Kurzzusammenfassung

In der Machbarkeitsstudie CO2-regio wurde untersucht, welche Klimaschutzmaßnahmen wie in ein regionales Zertifikate-System aufgenommen werden könnten. Dazu musste zuerst geklärt werden, welche der fünf untersuchten Maßnahmen sich überhaupt für eine Zertifizierung eignen (Modul 1), welches Flächenpotential es im Untersuchungsgebiet für sie gibt (Modul 2) und wie ein regionales Zertifikatesystem organisatorisch aufgebaut sein müsste (Modul 3).

In Modul 1 wurden die Maßnahmen Aufforstung, Humusaufbau, Agroforstwirtschaft, Pflanzenkohleproduktion und Moorschutz auf ihre Zertifizierungstauglichkeit hin untersucht. Innerhalb des Bereiches Moorschutz wurde differenziert zwischen Nassgrünlandbewirtschaftung, Renaturierung und Umwandlung zu Paludikultur. Auf Grundlage des ersten Entwurfs für Moorzertifikate, den moorbenefits, wurde eine Liste an Kriterien erstellt, die erfüllt werden müssen, damit integre Kohlenstoffzertifikate generiert werden, die nachweislich zu einer Klimaschutzleistung beitragen. Die Kriterienliste wurde mit internationalen Standards wie dem VCM und dem Gold Standard abgeglichen, auf den aktuellen Stand der politischen Diskussion gebracht und gleichzeitig auf den regionalen Charakter von CO2-regio zugeschnitten. Anschließend wurden die fünf Maßnahmen hinsichtlich ihrer Zertifizierbarkeit bewertet. Die Generierung von CO2-Emissionszertifikaten via Humusaufbau zur Kompensation von Treibhausgasemissionen wird nicht unterstützt. Hauptgründe sind die fehlende Permanenz, aufwändige und damit teure Quantifizierung und die geringe maximal mögliche Einsparmenge. Von Emissionszertifikaten als Förderinstrument für Agroforstsysteme ist ebenfalls abzuraten. Dies ist allerdings nicht mit qualitativen Mängeln, sondern mit der geringen zertifizierbaren Einsparmenge zu begründen. Die Anlage von Agroforstsystemen ist eher als Klimawandelanpassung zu sehen denn als Klimaschutzmaßnahme. Mit ca. 10 t CO2-Äq ha-1 a-1 zertifizierbarer Einsparleistung ist eine Zertifizierung von Aufforstungen nach möglich, aber weniger attraktiv als im Moorschutz. Das Instrument der CO2-Zertifikate ist im Bereich des Moorschutzes als absolut vielversprechend und fachlich gut umsetzbar anzusehen. Die größte Einsparleistung wird hier bei der Einrichtung von Paludikulturen auf vorher hoch emittierenden Ackerflächen erreicht, da in Paludikulturen bei optimaler Vernässung sogar nicht nur CO2-Emissionen vermieden, sondern aktiv Kohlenstoff im Wurzelsystem der Pflanzen eingebunden werden kann. So können bis zu 50 Tonnen CO2-Äq ha-1 a-1 Einsparleitung erzeugt werden. Pflanzenkohlezertifikate werden als machbar, attraktiv und bei richtiger Verwendung sinnhaft bewertet. Sie unterscheiden sich insofern von den anderen Maßnahmen, da es sich hier um einen Produktspeicher, und nicht um Klimaschutz auf der Fläche handelt.

Das Untersuchungsgebiet (UG) umfasst die Landkreise Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen an der Ilm und die Stadt Ingolstadt. Im Zuge des Moduls 2 wurden nur Flächenpotenziale für die Maßnahmen erstellt, die im Flächenbezug dargestellt werden können und sich grundsätzlich für eine Zertifizierung eignen. Dafür wurde die Fläche in eine von vier Kategorien (von geeignet bis Ausschluss) eingestuft. Grundlage sind raumplanerische, naturschutzfachliche und weitere Kriterien. Somit wurden Flächenpotenziale in Karten- und Tabellenform für die Maßnahmen Nassgrünland, Renaturierung, Paludikultur, Aufforstung und Agroforst ermittelt. Für jede dieser Maßnahmen wurden als geeignet eingestufte Flächen gefunden. Es gibt also Potential zur Umsetzung.

Da sich der Moorschutz als attraktivste Klimaschutzmaßnahme mit Flächenpotential im UG herausgestellt hat, wurde im Modul 3 beispielhaft für Moorschutzmaßnahmen ein Organisationsmodell mit allen beteiligten Institutionen erstellt. Beteiligt sind neben dem zu gründenden Klimabüro u. a. auch das Peatland Science Centre, das die wissenschaftliche Absicherung übernimmt.

Hintergrund und Motivation

Klimaschutz ist, trotz der aktuellen Corona Krise, eine der zentralen Zukunfts-Herausforderungen. Alle Bereiche der Gesellschaft werden mehr oder weniger stark vom Klimawandel betroffen und können ihrerseits einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel leisten. Neben der Entwicklung von gesamtstaatlichen Rahmenbedingungen für politische Maßnahmen ist aber auch das privatwirtschaftliche und kommunale Engagement gefordert.

Zunehmend sind daher Konzepte gefragt, wie eine regionale CO2-Kompensation umgesetzt werden kann. Im Rahmen des Programms „CO2-regio“ soll in Form einer Machbarkeitsstudie die Entwicklung eines Zertifikate-Systems und die Prüfung der zugehörigen Kompensationsmaßnahmen erstellt werden. Ziel des Beitrags ist es u. a., den Stand des Wissens kritisch zu würdigen, für den Rahmen des „CO2-regio“ Programmes aufzubereiten und eine nach internationalen Kriterien belastbare Zertifikatelösung zu entwickeln.

Zielsetzungen

Als Ergebnis wird ein Maßnahmenkatalog entstehen, welcher eine standortangepasste Entscheidungshilfe zwischen Maßnahmen und deren Durchführung, sowie eine Einschätzung deren Realisierbarkeit zulässt. Weiterhin wird eine Einschätzung des vorhandenen Potentials innerhalb des Untersuchungsgebiets durchgeführt und ein Tool zur Identifizierung geeigneter Flächen entwickelt. Schließlich soll ein regionales Zertifizierungskonzept erarbeitet werden, welches die Klimawirkung der Maßnahmen nachweisen kann. Die Machbarkeitsstudie wurde ergebnisoffen durchgeführt.

Vorgehensweise

Im Projekt wurden folgende fünf Module bearbeitet:

1. Maßnahmenvergleich

Vergleich verschiedener klimaschutzorientierter Nutzungen, wie z.B. Moorschutz, Humusaufbau, Aufforstung bezüglich mehrerer Kriterien (Treibhausgasbilanz pro Hektar nach Maßnahme, Beurteilung von Zertifizierungstauglichkeit der Maßnahmen, Synergien und Konflikte mit anderen Schutzgütern und Maßnahmen, Kosten, rechtliche und politische Rahmenbedingungen)

2. Potenzial der Maßnahmen im räumlichen Bezug

Identifikation und wissenschaftliche Begleitung von Pilotflächen, Gesamtflächen- und Einsparungspotential im Untersuchungsgebiet, Gesamteinschätzung

2. Zertifizierungssystem

Darstellung des Standes und der Reichweite von Zertifikatslösungen, Zusammenstellung und kritische Betrachtung von Kriterien, Entwicklung eines Organisationsmodells für ein regionales Zertifikat

4. Abstimmung der Zwischenergebnisse

Zur Abstimmung der Zwischenergebnisse mit den Auftraggebern wurden im Verlauf der Machbarkeitsstudie regelmäßige Treffen (ca. alle 4 Monate) durchgeführt.

Abschl5. ussvorstellung in den LAG Regionen

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden in den beteiligten LAG Regionen im Rahmen von Abschlussworkshops vorgestellt.

Gruppenfoto bei der Abschlusspräsentation von CO2-regio im Haus im Moos mit dem Team und Unterstützer:innen am 20.04.2023 © Cornelia Euringer-Klose
Abschlusspräsentation der Ergebnisse im Haus im Moos durch Ella Papp (PSC/HSWT) am 20.04.2023 © Cornelia Euringer-Klose

Ergebnisse

Klimaschutz ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, zu dessen Umsetzung neben gesamtstaatlichen Rahmenbedingungen auch privatwirtschaftliches und kommunales Engagement gefordert ist. CO2-Zertifikate aus landnutzungsbasierten Maßnahmen können hierbei für zusätzlichen Klimaschutz sorgen. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie CO2-regio wurde daher untersucht, welche Klimaschutzmaßnahmen wie in ein regionales Zertifikate-System aufgenommen werden könnten. Dazu musste zuerst geklärt werden, welche der fünf untersuchten Maßnahmen sich überhaupt für eine Zertifizierung eignen (Modul 1), welches Flächenpotential es im Untersuchungsgebiet für sie gibt (Modul 2) und wie ein regionales Zertifikatesystem organisatorisch aufgebaut sein müsste (Modul 3). Im Parallelprojekt „Moorbenefits 2.0“ wird in Ergänzung dazu eine bayernweite Methodik für Moorzertifikate erarbeitet.

Anwendungsbereiche

Zertifikate können im Klimaschutz ein Instrument aus einem breiten Spektrum verschiedener Maßnahmen darstellen. Sie sollen zusätzlich zu den bereits vorhandenen staatlichen Anstrengungen private Gelder für den Klimaschutz generieren. Regionale Zertifizierungssysteme bieten dabei den Vorteil, dass zumeist Geldgeber und Projekte in derselben Region zu finden sind. So können Käufer:innen freiwilliger Zertifikate selbst nachvollziehen, was mit ihrem Geld geschieht, was für hohe Transparenz sorgt. Darüber hinaus wirken sich sämtliche positiven Co-Benefits, z. B. für die Biodiversität oder Regionalentwicklung vor Ort positiv aus. Dies macht die Qualität von regionalen Zertifikaten höher und sie auf dem freiwilligen Markt besonders attraktiv.

Ausblicke

Mit dem Projekt CO2-regio wurde im Großraum Bayerisches Donaumoos ein regionales Zertifikate-System entwickelt, welches zunächst vor allem auf Moor-Zertifikate setzt. Damit können die Hürden für eine Umstellung auf eine moorverträgliche Landbewirtschaftung gesenkt werden, indem die Klimaschutzleistung auf den Flächen honoriert wird. Mit Anlaufen des Zertifizierungsprozesses können hier CO2-Zertifikate als Ergänzung zu anderen Förderprogrammen als eine weitere Lösung angeboten werden.

Projektleitung HSWT

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