• Laufzeit: 01.09.2020 – 30.06.2024
  • Schwerpunkt: Klimawandel

Sustainabilisation of forests and soils and valorization of the achieved ecosystem services in the county of Landsberg (Life Future Forest)

HSWT

Nachhaltige Stabilisierung von Wäldern und Böden und Inwertsetzung der erzielten Ökosystemleistungen im Landkreis Landsberg

Abb. 1: Von einem Ahornbestand intensiv durchwurzelter Schotterboden im Wasserschutzwald Abteilung Hartmahd der Stadt Landsberg
Abb. 2: Streukasten in einem Fichtenbestand im Westerholz bei Kaufering zur Untersuchung der Zersetzung von Streu verschiedener Baumarten

Kurzbeschreibung

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) ist wissenschaftlicher Partner des EU-Umwelt- und Klimaprojekts "Future Forest" mit dem Landkreis Landsberg als federführendem Part. Das Modellprojekt hat zum Ziel, den Waldboden zu verbessern, den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren und die Ökosystemleistungen des Waldes in Wert zu setzen. Finanziert wird es durch das EU-Finanzierungsinstrument "LIFE". Mitte Dezember unterzeichneten die Projektpartner den Vertrag, das Projekt läuft bis Ende 2023.

Das Landsberger Projekt will mit einem lokalen Beispiel einen Beitrag dazu leisten, dass dauerhaft nachhaltige Bewirtschaftungsansätze für Wälder und Waldboden EU-weit akzeptiert und breit umgesetzt werden. Ökosystemleistungen werden gefördert, gemessen und bewertet: Zum Beispiel sollen Holzmenge und -qualität steigen, indem Wälder und Böden optimal entwickelt werden. Holzernte ohne Rinde, eine höhere Feinwurzeldichte und ein größeres Regenwurmvorkommen durch geeignete Baumartenwahl sollen Bodenqualität und Artenvielfalt stärken. Ein weiteres Ziel ist es, das Wasserrückhaltevermögen des Waldes sowie Verfügbarkeit und Qualität des Trinkwassers für die Region zu erhöhen. Auch einen Anstieg der CO2-Speicherkapazität des Waldes und der Wurzelmasse wollen die Projektbeteiligten erreichen. Trinkwasserqualität und saubere Luft als wirtschaftliche Faktoren zu bewerten, statt wie bislang in dieser Hinsicht lediglich auf die Holznutzung zu schauen, ist ein neuer Ansatz, den das Projekt einführt.

Die HSWT führt als wissenschaftlicher Partner beispielsweise Studien zum Wachstumsverhalten verschiedener Baumarten durch und untersucht, wie schnell Blätter, Nadeln und Rinde zersetzt und somit dem Nährstoffkreislauf zugeführt werden. Darüber hinaus messen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierenden Feinstaubbelastung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Wald und arbeiten an Modellen, Ökosystemleistungen auf regionaler Ebene zu honorieren.

240.000 Tonnen CO2 sollen durch "Future Forest" bis 2023 gespeichert werden und auf 10.000 Hektar Waldfläche "lebendige" Böden entstehen. Projektpartner sind Stadt und Landkreis Landsberg, der Markt Kaufering, die Gemeinden Fuchstal, Igling, Obermeitingen und Scheuring sowie der Privatwald mit der Waldbesitzervereinigung Landsberg.

Abb. 3: Elektronisches Dendrometer zur laufenden Erfassung des Brusthöhendurchmessers an einem Grundflächenmittelstamm in einem Fichtenbestand im Westerholz bei Kaufering
Abb. 4: Detailaufnahme eines elektronischen Dendrometers
Abb. 5: Vor Ort im Projektgebiet Stadtwald Landsberg (von links): "Future Forest"-Projektmitarbeiter Ludwig Pertl mit Michael Siller, Leiter städtisches Forstamt Landsberg am Lech, und Prof. Dr. Stefan Wittkopf von der Fakultät Wald und Forstwirtschaft de

Bestehende Umweltprobleme / Hintergrund des Projekts

In diesem Projekt soll gezeigt werden, dass ein Wechsel von reinen Nadelholzwäldern hin zu einer Mischung aus Nadel- und Laubholz bereits während der Projektlaufzeit einen deutlichen Zuwachs an Ökosystemleistungen bringen kann. LIFE FutureForest soll in einer sozioökonomischen Perspektive eine direkte Verbindung zwischen den Behörden von Stadt und Landkreis mit einem sektorübergreifenden System zur Inwertsetzung des Zuwachses dieser Ökosystemleistungen darstellen. Ein System zur Valorisierung der CO2-Speicherung und Trinkwasserbereitstellung soll beispielhaft entwickelt werden und helfen, Umweltprobleme zu vermeiden, die aufgrund einer nicht nachhaltigen Waldbewirtschaftung entstehen und sich auf Boden und Wasser sowie deren Ökosystemleistungen langfristig auswirken.

Diese Umweltprobleme sind im Einzelnen:

  1. Angesichts der sich ändernden Klimabedingungen sind reine Nadelholzwälder nicht mehr nachhaltig und werden letztendlich zu einem Verlust der folgenden Ökosystemleistungen führen:
    1a) Aufgrund der abnehmenden Wasserverfügbarkeit im Land, aber auch in ähnlichen Situationen in ganz Europa können die Nadelwälder (meist Fichten) aufgrund ihrer Flachwurzeln den Baum nicht mehr mit Wasser versorgen. Expertenprognosen im Hinblick auf die zukünftige Produktivität und Gesundheit der Nadelholzwälder sind alarmierend.
    1b) Die Verschlechterung des Waldes führt zu einer Reihe von schwerwiegenden Folgen, die tiefgreifende Auswirkungen auf die sozioökonomischen Faktoren der betroffenen Gebiete haben:
    - Verschlechterung der Holzqualität und Anfälligkeit für den Borkenkäfer. Der Landkreis Landsberg ist in den letzten fünf Jahren bereits mit sinkenden Holzpreisen und kontinuierlichen Verlusten in der lokalen Forst- und Holzwirtschaft konfrontiert.
    - Durch speziell bei der Fichte gering entwickeltes Feinwurzelsystems im Vergleich zu Laubwäldern wird der Boden nicht durchlüftet. Das ist eine schlechte Basis für das Biodiversitätspotenzial, insbesondere für Regenwürmer. Der sinkende Grundwasserspiegel in dem Gebiet verschärft dieses Problem zusätzlich.
    - Degradierte Böden verlieren zudem relevante Wasserrückhalte- und Filterfunktionen. In den letzten Jahren musste die Stadt Landsberg a. Lech erstmals Trinkwasser aus den Nachbargemeinden zukaufen und sah sich mit dem Problem abnehmender Trinkwasserqualität konfrontiert.
  2. Durch den Mangel an überzeugenden Beweisen in den Zielgebieten fehlt die Wahrnehmung und damit auch Bereitschaft zur Umsetzung von Maßnahmen seitens der Öffentlichkeit, relevanter Stakeholder-Gruppen und wichtiger Entscheidungsträger.
  3. Es fehlen überzeugende sozioökonomische Berechnungsmodelle, die die von Wäldern, Boden und Wasser erbrachten Ökosystemleistungen erfassen und in Wert setzen.
  4. In vielen Behörden gibt es nicht genügend Kapazitäten, um die absolut notwendige Zusammenarbeit mit anderen Sektoren zu organisieren und umzusetzen
  5. Es fehlt ein übergreifendes "Netzwerk von praktischen Ratschlägen und Erkenntnissen", das den Entscheidungsträgern vor Ort helfen kann, politische Entscheidungen konkret in die Praxis umzusetzen

Ziele des Projekts

Das übergreifende Ziel des Projekts ist es, durch dieses lokale Beispiel auf Landkreisebene - zur EU-weiten Akzeptanz, Verankerung und Umsetzung von nachhaltigeren Managementansätzen für Wald und Boden beizutragen. Dies beinhaltet auch die Verknüpfung von ökologischen Aufwertungen im Forst- und Holzsektor und deren Inwertsetzung durch andere Sektoren und die Etablierung eines nachhaltigen Wirtschaftskreislaufs auf lokaler Ebene.

LIFE FutureForest ist eingebettet in eine breitere Initiative, die Alpine Soils Partnership. Diese ist Teil der European and Global Soil Partnership, die im Rahmen des Interreg-B-Projekts "Links4Soils" gegründet wurde und sich speziell auf die konkrete und praktische Unterstützung der Politik auf lokaler Ebene gründet. LIFE FutureForest will Pilotversuche in diesem Gebiet erweitern in Richtung eines funktionierenden, nachhaltigen und damit klimaresilienten sozioökonomischen Kreislaufs, unter Ausnutzung der vielfältigen Vorteile verbundener Ökosystemleistungen.

Das Projekt will zu den folgenden, spezifischeren Zielen beizutragen:

  1. Beitrag zu einer EU-weiten ökologischen Umstrukturierung der Wälder durch angepasste lokale Maßnahmen, die sich auf verschiedene Stadien des Prozesses konzentrieren (Bestandsbegründung, Pflege, Ernten)
  2. Beitrag zur Messung und Inwertsetzung der folgenden Ökosystemleistungen:
    - Erhöhung der Holzmenge und -qualität für den Markt durch eine nachhaltige Entwicklung von Wald und Boden
    - Erhöhung der Bodenqualität durch besser belüfteten Boden
    - Erhöhung der Biodiversität durch die Begünstigung von Regenwürmern und der Gesamtheit weiterer Organismen, die helfen, reichhaltige Böden zu schaffen und zu erhalten und die damit verbundenen Ökosystemleistungen langfristig zu erhalten
    - Erhöhung des Wasserrückhaltevermögens des Waldes durch das Einbringen von geeignetem Laubholz
    - Erhöhung der CO2-Speicherkapazität des Waldes mit der messbaren Zunahme von der Erschließung des Bodens mit Feinwurzeln
    - Erhöhung der Trinkwasserverfügbarkeit und -qualität für die Region
  3. Erfassen des vielfältigen sozioökonomischen Nutzens durch eine sektorübergreifende Inwertsetzung der Ökosystemleistungen
  4. Verankerung dieser etablierten nachhaltigen sozioökonomischen Kreisläufe in einem größeren Netzwerk zur weiteren Verbreitung und Replikation

Gefördert durch das Förderprogramm 'Life programme' der EU
Gefördert durch das Förderprogramm 'Natura 2000'

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