• Laufzeit: 01.10.2020 – 30.06.2023
  • Schwerpunkt: Landnutzung
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Entwicklung präventiver Maßnahmen für einen nachhaltigeren Umgang mit der endlichen Ressource Wasser im Obstbau (Wassermanagement)

Um langfristig regionale Wertschöpfungsketten in der Produktion von gartenbaulichen bzw. landwirtschaftlichen Lebensmitteln aufrechterhalten zu können, müssen nachhaltige Strategien zur Nutzung der endlichen Ressource Wasser gefunden werden. Diese müssen ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Anforderungen zugleich gerecht werden. Vor der Investition in Bewässerungssysteme sollten dabei alle Möglichkeiten einer effizienteren Nutzung der natürlichen Niederschläge ausgeschöpft werden.

Das Forschungsprojekt befasste sich mit präventiven Möglichkeiten für eine effizientere Wassernutzung im Obstbau. In der Bodenseeregion, einem der wichtigsten Obstanbauregionen Europas, unterscheiden sich die Niederschlagsmengen an einzelnen Standorten signifikant voneinander. Während z. B. an der Versuchsstation für Obstbau Schlachters in Sigmarszell jährlich ca. 1.400 mm Niederschlag fallen, sind es in Ravensburg am Kompetenzzentrum für Obstbau Bodensee lediglich ca. 800 mm. Beim Obstanbaugebiet des Projektpartners 'Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)' in Unterfranken fallen sogar nur 450 bis 600 mm Niederschläge pro Jahr.

Zielsetzungen

Um eine effiziente Wassernutzung durch den Obstbau zu gewährleisten, wurden verschiedene Ansatzpunkte und Strategien untersucht, wie auf länger anhaltende Trockenperioden am besten reagiert werden kann. Den Obstproduzenten sollten nachhaltige und gleichzeitig praxistaugliche Lösungen vermittelt werden.

Die erwartete Veränderung im Vergleich zur jetzigen Situation besteht vor allem darin, dass

  • den Produzenten Möglichkeiten zur Verfügung stehen, auch ohne zusätzliche Bewässerung negative Auswirkungen von Wassermangel bzw. länger anhaltenden Trockenperioden so gering wie möglich zu halten;
  • durch ein präventives Wassermanagement der Wasserbedarf bei zusätzlicher Bewässerung reduziert werden kann;
  • Produktionsverfahren in einem ganzheitlicheren Ansatz optimiert werden können (z. B. positive Auswirkungen eines Verfahrens der Unkrautregulierung auf den Wasserhaushalt im Boden)
  • ein nachhaltigerer Umgang mit der Ressource Wasser im Obstbau erreicht werden kann (geringere Konkurrenz z. B. zum Wasserbedarf in Privathaushalten, Imagegewinn usw.)

Insgesamt sind die zu entwickelnden Strategien als wichtiger Beitrag für eine nachhaltige und zukunftsfähige Produktion im Hinblick auf die landwirtschaftlichen bzw. gartenbaulichen Herausforderungen im Zuge des Klimawandels zu sehen.

Vorgehensweise

Um die genannten Ziele zu überprüfen, wurde an der Versuchsstation für Obstbau Schlachters der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf eine Apfelneupflanzung mit der Sorte 'Pinova' vorgenommen, bei deren Pflanzung verschiedene Bodenzuschlagsstoffe in den Boden eingearbeitet wurden. Dazu zählten unter anderem Gesteinsmehle, Kompost, Terra Preta sowie huminsäurehaltiges Leonardit. Es wurde überprüft, ob die eingesetzten Bodenzuschlagsstoffe eine wasserspeichernde Wirkung haben und die neugepflanzten Apfelbäume dadurch Trockenphasen besser überstehen können. Dazu wurden auch Sensoren im Boden vergraben, um die Auswirkungen auf das Bodenklima zu erfassen.

Die Durchführung der Pflanzung sehen Sie in diesem Video.

Neupflanzung mit der Sorte 'Pinova' im Frühjahr 2021
Einarbeitung von Bodenzuschlagsstoffen bei der Pflanzung der Apfelbäume

In einem weiteren Arbeitspaket wurden Mulchmaterialien (Grassilage, Holzhäcksel, Sprühmulch) auf den Baumstreifen der Apfelreihen ausgebracht, um den natürlichen Humusaufbau als Maßnahme zur Verbesserung des Bodenklimas zu überprüfen. Die Mulchmaterialien sollten zudem die Transpiration aus dem Boden reduzieren.

Baumstreifen mit Holzhäcksel
Aufspritzbarer Sprühmulch aus nachwachsenden Rohstoffen

Ergebnisse und Ausblick

Die Ergebnisse zeigen, dass keiner der verwendeten Bodenzuschlagsstoffe während der drei Versuchsjahre den Bodenwassergehalt deutlich erhöhen konnte. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Anwendung entsprechend den jeweiligen Herstellerangaben erfolgte. Interessantere Ergebnisse zeigten die Abdeckmaterialien, bei welchen zum Teil eine deutliche Erhöhung der Bodenfeuchte gemessen werden konnte. Offene pflanzenbauliche Fragen, wie z. B. ein potenzieller langfristiger Einfluss auf den Nährstoffhaushalt im Boden, sind weiterhin abzuklären. Im Rahmen der Abdeckmaterialien wurde zudem ein Nebeneffekt der Abdeckungen auf das Beikrautwachstum in den Anlagen untersucht. Der am Technologie- und Förderzentrum in Straubing entwickelte und im Rahmen des Projektes geprüfte "Sprühmulch" auf Basis von Rapsöl und Cellulose-Fasern zeigte hier vielversprechende Ergebnisse. Eine Weiterentwicklung der Applikationstechnik für den Obstbau könnte hier eine zukünftige Anwendung in der Praxis ermöglichen. Im Rahmen verschiedener Fachveranstaltungen, Feldbegehungen und Publikationen in Fachzeitschriften wurden das Projekt und die Ergebnisse Fachkolleginnen und Fachkollegen sowie der Berufspraxis vorgestellt.

In einem Folgeprojekt werden vom 01.04.2023 – 31.03.2026 wiederum in Zusammenarbeit der hier beteiligten Partner "Regionale Optimierungskonzepte für eine bedarfsgerechte Wasserversorgung im Apfelanbau im Bodenseegebiet" bearbeitet. Dieses wird im Rahmen des Förderprogramms Interreg VI gefördert.

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