• Laufzeit: 01.03. – 31.12.2020
  • Schwerpunkt: Biodiversität
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Habitat-, Höhlenutzung und Prädation beim Dreizehenspecht in boreomontanen Wäldern Süd-Finnlands

Hintergrund

Seit der europäischen Waldkonvention 2013 wird anerkannt, dass Wälder nicht nur lokale oder regionale Wirtschaftsobjekte sind, sondern supranationale Bedeutung haben, sowohl für das Klima als auch für die Biodiversität. Der Dreizehenspecht ist eine boremontane Charakterart des Fichtennadelwaldes, die über die Vogelschutzrichtlinie geschützt ist. Da sie hohe Ansprüche an Totholzvorräte von über 30 fm/ha (Bütler et al. 2004) hat, gilt sie als guter Indikator für alte, natürliche Fichtenwälder. In diesen Wäldern hat der Dreizehenspecht eine wichtige Rolle in der Artengemeinschaft als mittelgroßer Höhlenbildner. Diese Strukturen haben eine zentrale Bedeutung als Brut- und Schlafplätze sowie als Überwinterungsquartiere und Nahrungsdepots für rund 100 waldtypische Tierarten von Hautflüglern über Kleineulen bis hin zu Fledermäusen (z.B. Meyer & Meyer 1999, Gorman 2011).

Dreizehenspecht (Picoides tridactylus)

Zielsetzung

Gemeinsam mit finnischen Kollegen wollen die Projektverantwortlichen der HSWT anhand der in Freising-Weihenstephan entwickelten Höhlenkameratechnik einen Überblick über die Lebensgemeinschaft der Dreizehenspecht-Höhlen verschaffen: Wer sind die Hauptnutzer? Welche Rolle spielt die Prädation? Wie hoch ist die Überlebensrate der Jungen? Aber auch auf Landschaftsebene: Welche Wälder werden als Bruthabitate genutzt? Sind diese älter und totholzreicher als andere? Wie stellt sich die Mikrostruktur der Wälder dar? Sind die Parameter in Finnland vergleichbar mit unseren Ergebnissen im Subalpinen Nadelwald? Dabei können forstliche Randbedingungen, so die Hypothese, erheblichen Einfluss auf die Überlebensraten haben. Wo in der Bestandstiefe gearbeitet wird, sind Höhlenbäume weniger auffällig und damit die vermutete Prädationsrate geringer als in Kahlschlags- oder Saumverfahren, wo nur wenige Bäume pro Hektar verbleiben. Weiter stellt sich die Frage, welche Waldstrukturen von welchen Höhlenbewohnern genutzt und welche gemieden werden. Die Hypothese steht im Raum, dass die Spechte ihre Höhle ab einer bestimmten Lichtstellung des Waldes aufgeben. Trifft dies zu, könnten alte Höhlenzentren solange mit einer Lichtsteuerung tauglich gehalten werden, bis im Umkreis von einem Quadratkilometer wieder taugliche Strukturen entstanden sind.

Verwertung der Ergebnisse

Die so gewonnenen Erkenntnisse können in die Lehre (Vorlesung, Übung), die Forschungscommunity und in das forstliche Waldnaturschutz-Management in Deutschland einfließen. Mindestens zwei Bachelor-Arbeiten von Studierenden des Studiengangs Forstingenieurwesen werden in Finnland entstehen. Das Spezialwissen über Specht- und Höhlenschutz wird zudem mittels Publikationen und Fortbildungsveranstaltungen sowie die Bayerischen Staatsforsten, HessenForst und Bundesforst an die forstliche Praxis weitergegeben.

Literaturquellen

Bütler, R., Angelstam, P., Eklund, P. & Schlaepfer, R. (2004): Dead wood treshold values for the tree-toed woodpecker presence in boreal and sub-Alpine forest. Biological conservation. 119: 305-318 Gorman, G. (2011): The Black Woodpecker. A monograph on Dryocopus martius. Lynx Zahner, V. & Wimmer, N. (2019): Spechte und Co. Aula Verlag

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