• Laufzeit: 01.01.2020 – 31.12.2029
  • Schwerpunkt: Landnutzung

Aufbau und Unterhalt eines Erhaltungsgartens für die Sortenvielfalt von Kernobst im Regierungsbezirk Schwaben

Hintergrund

Der Anbau von Obst spielt in der Region Schwaben seit jeher eine große Rolle. Während sich in den vergangenen 100 Jahren der Erwerbsanbau vor allem in der Bodenseeregion spezialisiert hat, stellen in weiten Teilen Schwabens Streuobstwiesen ein landschaftsprägendes Kulturgut dar. Diese Streuobstbestände weisen vor allem eine große Vielfalt an alten Apfel- und Birnensorten auf, welche sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte meist nur noch regional entwickelt haben und heute zum Teil unbekannt oder vom Aussterben bedroht sind.

Neben der landschaftsprägenden Funktion stellen Streuobstbestände einen wichtigen biodiversitätsfördernden Lebensraum dar. Außerdem bieten historische Sorten aufgrund spezifischer Eigenschaften eventuell neues Potential für zukünftige Züchtungsarbeiten im Erwerbsanbau, zum Beispiel im Hinblick auf phänotypische Merkmale oder Resistenzeigenschaften.

Kartierungsprojekte, die zum Aufbau des ZESK in Schlachters geführt haben
Schematische Darstellung der Flächen für den Erhaltungsgarten − die geplante Pflanzung ist hellblau markiert

Bisherige Kartierungsprojekte

Die 'Versuchsstation für Obstbau Schlachters' der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) widmet sich neben Fragestellungen für den Erwerbsobstbau auch der Identifizierung sowie dem Erhalt alter Kernobstsorten. Erste Erhebungen zu alten Kernobstsorten wurden im Landkreis Lindau im Rahmen des Interreg III A Projekts 'Erhalt alter Kernobstsorten im Bodenseeraum' von 2004 bis 2008 durchgeführt. Im Interreg VI Projekt 'Gemeinsam gegen Feuerbrand' wurde von 2007 bis 2011 unter anderem nach feuerbrandrobusten Sorten für den Streuobstanbau gesucht. Die Versuchsstation für Obstbau Schlachters war an diesem Projekt beteiligt. In den folgenden Jahren wurden in Schwaben drei weitere weitreichende Kartierungsprojekte durchgeführt: Im LEADER-Projekt 'Erhaltung und Nutzung alter Kernobstsorten im Allgäu' (2009-2013) konzentrierte sich die Kartierungsarbeit auf die Landkreise Ober-, Unter und Ostallgäu sowie die kreisfreien Städte Memmingen, Kaufbeuren und Kempten.

'Böblinger Straßenapfel' − eine der erhaltenswerten alten Kernobstsorten

Das Untersuchungsgebiet des überregionalen LEADER-Projektes 'Erhaltung alter Apfel- und Birnensorten im Schwäbischen Donautal und im westlichen Augsburg' (2013-2015) umfasste das schwäbische Donautal in Bayern und Baden-Württemberg. In Bayern wurden in den Landkreisen Dillingen und Günzburg, der Gemeinde Elchingen (LK Neu-Ulm) sowie im westlichen Landkreis Augsburg Bestandserhebungen durchgeführt. Im jüngsten LEADER Kartierungsprojekt 'Erhaltung alter Apfel- und Birnensorten im nördlichen Schwaben' (2016-2020) umfasste das Untersuchungsgebiet die Landkreise Donau-Ries, Aichach-Friedberg, Augsburg und Neu-Ulm. Somit waren im gesamten Regierungsbezirk Schwaben Kartierungsprojekte durchgeführt worden.

Zielsetzung

Im Rahmen des aktuellen Projekts begann die HSWT im Jahr 2020 mit dem Aufbau eines Sortenerhaltungsgarten in Schlachters. Ziel ist es, die kartierten und gesammelten Sorten für die Kernobstsortenvielfalt im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben im zentralen Erhaltungs- und Sichtungsgartenan in Schlachters zusammenzuführen und über einen Zeitraum von 10 Jahren pomologisch zu bewerten.

Vorgehensweise

In den letzten zwei Jahren wurde bereits der Großteil der vorgesehen Sorten auf die entsprechenenden Unterlagen veredelt (Birnen auf Quitte BA mit Zwichenveredelung Gellert's Butterbirne, Äpfel auf M9) und gepflanzt. Die Sammlung und Auswahl der Sorten erfolgte dabei in Zusammenarbeit mit einem Pomologen. Es erfolgt eine pomologische Bewertung der Sorten nach phänologischen, obstbaulichen, phytopathologischen und sensorischen Eigenschaften sowie im Hinblick auf die Eignung für die weitere Veredelung (Verarbeitung). Der Erhaltungs- und Sichtungsgarten dient als Genpool für regionaltypische Kernobstsorten. Durch Vergabe von Reisermaterial an Reiserschnittgärten oder Baumschulen wird ein wertvoller Beitrag zum Erhalt der jeweiligen Sorten geleistet. Zudem sollen die Sorten für eventuelle Züchtungsarbeiten zur Verfügung stehen.

Am Ende des Projektes werden die Ergebnisse aus der pomologischen Bewertung in einem Leitfaden zusammengefasst und für Kommunen, Gartenbauvereine oder Betriebe der gartenbaulichen Branche als Unterstützung bei der Sortenwahl zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird intensiv mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen begleitet, die sowohl Veranstaltungen für Fachkreise als auch für die breite Öffentlichkeit beinhalten. Bei der Auswahl der Fläche wurde auf gute Zugänglichkeit für Besucher geachtet, sodass der Erhaltungs- und Sichtungsgarten in die Landesgartenschau Lindau 2021 integriert werden kann.

Projektleitung HSWT

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Partner

    • Projektpartner

    Förderverein Obstbauschule Schlachters e. V.

    • Projektförderung

    Bezirk Schwaben

Adressierte SDGs (Sustainable Development Goals)