• Laufzeit: 01.08.2019 – 30.09.2024
  • Schwerpunkt: Landnutzung

Ausbildungspakt mit Afrika (AmA) / Training Pact with Africa − 'HSWT International School'

Hintergrund/Ausgangssituation

Die afrikanische Landwirtschaft ist mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert:

  • eine steigende Nachfrage nach Lebensmitteln aufgrund einer wachsenden Weltbevölkerung bei begrenzter Fläche für Acker- und Weideland,
  • Ressourcenknappheit,
  • niedrige Produktivität der kleinbäuerlichen Landwirtschaft,
  • der Verderb von Lebensmitteln nach der Ernte bei Lagerung und Transport sowie
  • die weltweit ungleichmäßige Verteilung der produzierten Lebensmittel.[1]
    https://www.giz.de/de/weltweit/32209.html

Projektbeschreibung

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) hat sich daher zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), und der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Zusammenhang mit dem Projekt „Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ (GIAE) sowie der Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“, einen Beitrag zur Wissensgesellschaft in Afrika zu leisten. Der „Ausbildungspakt mit Afrika“ (AmA) wird im Rahmen der GIAE gefördert.

Dieser Beitrag dient als Nukleus für eine stabile und funktionierende Gesellschaft und gleichzeitig als Basis für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Dadurch können neue Arbeitsplätze geschaffen, kleinbäuerliche Betriebe bei der nachhaltigen Produktions- und Einkommenssteigerung unterstützt und die Wertschöpfung in den ländlichen Raum verlagert werden. Die HSWT zeichnet sich durch eine umfassende praxisorientierte Lehre und Forschung im Bereich der Lebenswissenschaften und Technologien nach dem Leitsatz „Applied Sciences for Life“ aus. Die Hochschule bietet mit ihren Campussen Weihenstephan und Triesdorf eines der national und international modernsten landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungszentren. Die HSWT ist als gelungenes Beispiel für eine moderne und zielorientierte landwirtschaftliche Ausbildung mit wissenschaftlichem Niveau anzusehen.

Eine Anpassung des "Deutschen Fachhochschulmodells" an die jeweilige Situation vor Ort der interessierten Länder besitzt eine hohe Bedeutung sowohl für Deutschland als auch für die Zielländer. Ein Kernelement dieses Konzeptes sind die praktischen Lehreinheiten als Basis für das Verstehen von Prozessen, beispielsweise in landwirtschaftlichen Betrieben. Diese praktischen Einheiten sind in vielen afrikanischen Ländern in der landwirtschaftlichen Hochschulausbildung nicht vorgesehen. Häufig ist die landwirtschaftliche Ausbildung in Afrika sehr theoretisch ausgerichtet und praktische Elemente spielen eine untergeordnete Rolle. Daher sind der hohe Anwendungsbezug, die unmittelbare Einbindung von Praxis und Theorie sowie die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten der HSWT für die Kooperation mit afrikanischen Partnern von hoher Bedeutung. Die Entwicklung von Studiengängen mit hohem Praxisbezug einschließlich betrieblicher Praktika stellen eine große organisatorische und kulturelle Herausforderung dar, sind aber unerlässlich für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft Afrikas. Hier kann auf die vielfältigen Erfahrungen sowie das praxisbezogene Netzwerk der HSWT zurückgegriffen werden. Neben dem Erfahrungs- und Ideenaustausch mit den Partnerhochschulen/-institutionen steht insbesondere auch die Vernetzung der Partner untereinander im Fokus.

Zielsetzung und Vorgehensweise

Der „Ausbildungspakt mit Afrika“ ist inhaltlich und organisatorisch unter dem Dach der „HSWT International School“ verortet. Dabei bilden die in Abbildung 1 dargestellten fünf Säulen das Fundament des Ausbildungspaktes. Die Darstellung zeigt die drei Kernmaßnahmen Partnerschaften, Trainings sowie internationale Masterstudiengänge, die im Rahmen der ersten Förderphase realisiert werden und die zwei Erweiterungen im Bereich internationaler Bachelorprogramme und Weiterbildung, die während der zweiten Förderphase umgesetzt werden. Die HSWT International School digital bildet eine Querschnittsaufgabe über alle Bereiche. Neben dem Erfahrungs- und Ideenaustausch mit den Partnerhochschulen/-institutionen steht insbesondere auch die Vernetzung der Partner untereinander im Fokus.
HSWT International School Ausbildungspakt mit Afrika, Säule 1 Partnerschaften: Hochschulpartnerschaften, Modernisierung des Lehrangebots, Netzwerkbildung, Alumnibetreuung, Säule 2 Training: Exposure und Trainingskurs für Fach- und Führungskräfte, 3 Kurse/Jahr bis 2021, Dozentenaustausch und Dozententraining 1 Kurs pro Jahr in Deutschland bis 2023, Säule 3 Master: Master of Farm Management (MFM), Säule 4 Bachelor: Modulpakete aus Studiengängen der angewandten Lebenswissenschaften und grünen Technologien, Säule 5 Weiterbildung: Postgraduate Training Course Food Chains in Agriculture, Fortführung 2 Jahre a 25 Teilnehmende
Abb. 1: Fünf Säulen unter dem Dach der HSWT International School © HSWT

Die erste Säule

Die erste Säule bilden die Partnerschaften. Sie dienen der Ausweitung der Beziehungen zwischen der HSWT und den afrikanischen Partnern, der Arbeit an gemeinsamen Interessensgebieten durch den Personalaustausch zwischen den Universitäten sowie der Etablierung einer langfristigen Zusammenarbeit durch Ausbildung und Schulungen. Diese Hochschulpartnerschaften formen die Basis für die Durchführung des Postgraduiertenkurses, die Durchführung des Internationalen Masters Agrarmanagement (IMA) sowie des Netzwerks für Alumni. Die Kooperation mit Partnerhochschulen erfolgt insbesondere hinsichtlich der Modernisierung der Ausbildungskonzepte.

Ziel der Partnerschaften ist zudem die Netzwerkbildung sowie die langfristige Verstetigung der Kontakte zu und zwischen Alumni. Im Rahmen von mehreren Reisen in den Jahren 2019, 2020 und 2022 wurden zahlreiche afrikanische Partnerhochschulen identifiziert: die äthiopische Arsi University, die äthiopische Bahir Dar University, die äthiopische Hawassa University, die kenianische Jaramogi Oginga Odinga University of Science and Technology (JOOUST), die kenianische Maseno University, die kenianische South Eastern Kenya University (SEKU) sowie die Togoische Kara University.

Die zweite Säule

Die zweite Säule beinhaltet Trainings in Form von Exposure- und Dozentenkursen. Die Exposure-Kurse für Fach- und Führungskräfte haben eine Dauer von ein bis zwei Wochen. Dabei liegt der Fokus auf dem Austausch zwischen Fachleuten aus den Partnerländern, den gesammelten Erfahrungen in Deutschland und dem Transfer der Erkenntnisse auf die Partnerländer. Das Zertifikat für diesen Kurs wird gemeinsam mit der GIZ ausgestellt.

Im Programm des Dozentenaustauschs und -trainings liegt der Schwerpunkt auf modernen Lehrmethoden sowie dem Austausch von Ideen und Konzepten. Ziele sind die Vermittlung von modernen Methoden einer praxisorientierten Ausbildung sowie die Verstetigung der langfristigen Kooperation mit den Partnerhochschulen. Bis 2023 wird pro Jahr ein Kurs (vorgesehene Teilnehmerzahl 12) in Deutschland angeboten und die individuelle bilaterale Online Betreuung bis zum Ende der Laufzeit 2024 fortgesetzt. Zielgruppen sind Lehrende der Partnerhochschulen, vor allem jüngere und/oder weibliche Lehrende. Die Teilnahme am Kurs wird durch ein Zertifikat der HSWT bestätigt.

Die dritte Säule

Die dritte Säule bezieht sich auf den Masterstudiengang „Internationaler Master Agrarmanagement“ (IMA, deutschsprachig) und den 2021 eingeführten Masterstudiengang "Farm Management" (MFM, englischsprachig). Die HSWT bietet den IMA seit 20 Jahren in Zusammenarbeit mit vornehmlich osteuropäischen Partnerhochschulen an. Das Netzwerk wird im Rahmen des „Ausbildungspakts mit Afrika“ auf den afrikanischen Kontinent ausgeweitet. Durch die Covid 19 Pandemie konnten 2020 und 2021 nicht aus allen Partnerhochschulen Stipendiaten und Stipendiatinnen nach Deutschland kommen. Ab 2022 bis 2024 werden jedoch jeweils 15 Studierende in das Praxissemester und davon 10 in das Studium MFM aufgenommen. Die erfolgreiche Teilnahme am gesamten Studiengang führt zu einem Masterabschluss der HSWT. Bis zum Jahr 2024 sollen 54 Teilnehmende aus afrikanischen Partnerschulen in das Praxissemester des Studiengangs aufgenommen und davon 43 Studierende zum Masterabschluss geführt werden.

Darüber hinaus soll der Internationale Masterstudiengang Agrarmanagement auch an den afrikanischen Hochschulen und Universitäten eingeführt werden. Der IMA wurde mehrfach öffentlich gewürdigt und im Jahr 2008 durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gemeinsam mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft als einer der zehn besten internationalen Masterstudiengänge an deutschen Hochschulen mit dem Qualitätslabel für Internationale Masterstudiengänge ausgezeichnet.

Die HSWT International School Digital bildet eine Querschnittsaufgabe. Die Bereitstellung von Lehrmaterialien zur Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen über eine Lernplattform im Hintergrund des „Blended Learning“ ist ein essenzieller Bestandteil der intensiven Betreuung der Kursteilnehmenden. Zielgruppe sind Teilnehmende aus allen Maßnahmen. Die Anpassung der digitalen Lehrmaterialien an die spezifischen Gegebenheiten der Partner erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Lehrenden an den Partnerhochschulen. Ab Mitte 2022 wird ein monatlich stattfindendes, begleitendes Online Training zum Thema E-learning und Didaktik konzipiert und durchgeführt. Ziel ist es, bis zum Projektende anhand der drei Pilotprojekte "Produktionsökonomie", "Entrepreneurship in Food Value Chains" und "Storytelling" eine gemeinsame Strategie für die Erstellung und den Austausch von digitalen Lehrmaterialien zu entwickeln.

Die vierte Säule

Die vierte Säule umfasst internationale, englischsprachige Bachelorstudiengänge im Bereich der angewandten Lebenswissenschaften und grünen Technologien. Erste Modulpakete des Studienganges Landwirtschaft am Campus Triesdorf wurde in einer Pilotphase im Sommersemester 2019 gestartet und in 2020 angepasst und fortgeführt. 2021 wurde die Bachelor Summer School erstmalig vollständig durchgeführt. Von 2022 bis 2024 sollen jeweils 10 Stipendien für jeweils 3 Monate an herausragende Studierende der PHS vergeben werden.

Die fünfte Säule

Die fünfte Säule fokussiert den Bereich der Weiterbildung. Einen Teilbereich bildet der Postgraduiertenkurs „Food Chains in Agriculture“. Der fünfmonatige Kurs wird von 2018 bis 2024 einmal pro Jahr mit jeweils 25 afrikanischen Teilnehmenden durchgeführt. Das Programm richtet sich an Masterabsolventen und -absolventinnen aus afrikanischen Ländern. Ziel ist es, landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten in ihrer Komplexität zu verstehen. Außerdem sollen die Teilnehmenden lernen, diese Kenntnisse zusammen mit eigenen Erfahrungen in die Konzeption und das Management von Ketten-Modellen einzubringen. Die daraus generierten Ideen sollen in die Heimatländer der Teilnehmenden transferiert werden. Dass die Praxisorientierung bei diesem Kurs besonders im Vordergrund steht, spiegelt sich in den zahlreichen Besichtigungen von landwirtschaftlichen Betrieben, Institutionen sowie Unternehmen wider.

Nach der Rückkehr in ihre Heimatländer sollen die Kursabsolventen und -absolventinnen gemeinsam mit Institutionen der deutschen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit, Möglichkeiten für die Anwendung der Projektvorschläge finden. Bei der praktischen Umsetzung der Ergebnisse ihrer Projektstudien werden die besten Teilnehmenden beispielsweise durch die BayWa Stiftung mit einem Preisgeld unterstützt.

Die Kooperation zwischen der HSWT und den „Grünen Fachschulen“ in den Partnerländern wird durch eine Stärkung der Kooperation mit den Partnerhochschulen im Bereich Hochschuldidaktik und E-learning ersetzt. Jeweils zwei bis drei Lehrende aus sieben Partnerhochschulen sollen 2023 an einer Summerschool im Blended Learning Format teilnehmen. Nach einer Onlinephase ab Herbst 2022 soll 2023 eine einwöchige Schulung vor Ort in Deutschland erfolgen.

Im Rahmen der Rektorenkonferenz 2023 soll eine Fachtagung zum Thema "Moderne angewandte Lehre im Bereich Agribusiness" an der HSWT ausgerichtet werden. Ziel dieser Fachtagung ist der Austausch von Erfahrungen in der Lehre mit hohem Anwendungsbezug und die Unterstützung der Bildung eines Netzwerkes.

Zusammenfassend bietet der „Ausbildungspakt mit Afrika“ neue Perspektiven, sowohl für Studierende als auch für die afrikanische Landwirtschaft. Und nicht zuletzt fördert der einzigartige Wissensaustausch die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Ländern.[2]

[1] Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: „Globalvorhaben Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIAE)“, unter: www.giz.de/de/weltweit/32209.html (abgerufen am 02.04.2020)

[2] Laut Sarah Pfister (BayWa Stiftung) aus dem Artikel „Agrarwissen für die Umsetzung in ländlichen Regionen Afrikas: Teilnehmende des Postgraduiertenkurses ausgezeichnet“, unter: www.hswt.de/presse/news/article/agrarwissen-fuer-die-umsetzung-in-laendlichen-regionen-afrikas-teilnehmende-des-postgraduiertenkurses.html (abgerufen am 03.04.2020)

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