• Laufzeit: 01.08.2018 – 31.07.2021
  • Schwerpunkt: Klimawandel
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Entwicklung von KULAP­-Maßnahmen für eine innovative Nassgrünlandnutzung mit Dränma­nagement und Grünlanderneuerung für Intensivgrünland auf Nieder­moorstandorten, Phase 1

Hintergrund und Motivation

In Bayern sind 112.000 Hektar Moorböden in landwirtschaftlicher Nutzung, die meist tief entwässert sind. Die Folgen sind eine jährliche Torfzehrung im Zentimeterbereich und physikalische Degradationsprozesse, die die Wasserspeicher- und Wasserleitfähigkeit beeinträchtigen. Dadurch ist die landwirtschaftliche Nutzbarkeit der Böden langfristig gefährdet. Zudem macht die Torfzehrung entwässerte Moorböden zu Hotspots für Treibhausgasemissionen: Aus nur 3,6 % der bayerischen Landwirtschaftsfläche emittieren 4,4 % der gesamten bayerischen Treibhausgase.

Ein sicherer Moorschutz erfordert hohe Flächenwasserstände, die neu eingestellt (Wiedervernässung) oder erhalten werden müssen (Vorsorge). Landwirte sind bereits heute stellenweise mit zunehmend nassen Verhältnissen konfrontiert. Viele Moorböden Bayerns sind inzwischen so tief gesackt, dass sie im Wasserverbund mit Ober- und Unterliegern nicht mehr tiefer entwässert werden können. Anbaurisiken steigen, weil die Flächen nicht mehr zuverlässig zum richtigen Zeitpunkt befahren werden können und die angebauten Gräser und Kulturen an Nässestress leiden können. Andererseits sind es genau diese feuchten Moorflächen, die im Grünland bei einem trockenen Frühjahr sichere hohe Erträge liefern.

Nässetolerante Gräser und eine angepasste Technik können helfen, diese nassen Standorte risikoarm in der landwirtschaftlichen Nutzung zu halten. Landwirte können bei der Anpassung der Bewirtschaftung, Technik und beim Wassermanagement durch Beratung und Investitionsförderung unterstützt werden.

Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaschutzabkommens und des Klimaschutzprogramms Bayern 2050 erhielten das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am 21.10.2016 den gemeinsamen Auftrag von StMUV und StMELF, bis Ende Juni 2017 gemeinsame Vorschläge vorzulegen, wie in der neuen EU-Programmplanungsperiode ab 2021 durch Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) Moorschutz in Bayern optimiert werden kann. Die LfL entwickelte konkrete Vorschläge für mögliche zukünftige KULAP-Maßnahmen. Zwei für Bayern besonders vielversprechende Maßnahmen für Intensivgrünland sollen in diesem Projekt entwickelt, getestet und auf verschiedenen Moorstandorten in Bayern auf Praxisflächen demonstriert werden. Wir erwarten, dass dadurch die Treibhausgasemissionen und Sackungsraten um 20 bis 50 % gesenkt werden.

1) Dränmanagement an Rohrdränagen, Moorschutz und Befahrbarkeit

Dränmanagement bzw. die Wasserregulierung an Rohrdränagen wurde in den 1980er Jahren in der DDR intensiv beforscht (Stein & Quast 1988). Ziel war, das Winterniederschlagswasser so gut wie möglich für trockene Sommer in den Flächen zu halten. Da das System relativ teuer war, wurde die kontrollierte Dränage als Mittel zur Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie von Mecklenburg-Vorpommern nicht weiter verfolgt Das System lässt sich deutlich vereinfachen. Ziel des Teilprojektes des Fachgebiets Vegetationsökologie der HSWT ist es, ein Dränmanagement zu entwickeln, das lokal direkt an den Rohrdränagen ansetzt, indem über einen Revisionsschacht Wasserstände flexibel geregelt werden. Damit können Wasserstände torfschonend „so nass wie möglich, so trocken wie nötig" eingestellt werden. Die Wiedervernässungseffekte reichen nur bis zum nächsten tief entwässernden Dränrohr, es ist kein wasserrechtliches Verfahren nötig. Diese From des Dränmanagements ist geeignet für eine einzelflächenspezifische Förderung im KULAP. Das Fachgebiet Vegetationsökologie der HSWT wird darüberhinaus die Klimarelevanz der Wasserstandserhöhung mit betrachten.

2) Grünlanderneuerung mit nässeverträglichen Gräsern und Kräutern

Es gibt derzeit keine Bayerische Qualitätssaatgutmischung für nässeverträgliche Gräser auf Moorstandorten. Dagegen werden derartige Mischungen z.B. in Sachsen für Moor und Mittelgebirge angeboten. An der LfL laufen Sortenversuche zu nässeverträglichen Gräsern, allerdings nicht speziell auf Moor und nicht für vielversprechende Gräser wie Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea). Vielversprechend sind auch neue Sorten von Rohrschwingel (Festuca arundinacea), da beide Arten besonders tragfähige Grasnarben bilden. Die Mischungsverhältnisse müssen auf die Standortbedingungen von vorwiegend kalkreichen Niedermoorböden in Bayern angepasst werden bzw. es müssen Mischungsempfehlungen für Bayern entwickelt werden. KULAP-Saatgutmischungen sollten zur Förderung der Biodiversität auch Kräuter enthalten. Die Daten des bayerischen Grünlandmonitoring wurden im Hinblick auf häufig in Feucht- und Nassgrünland vorkommende Arten ausgewertet. Nässeverträgliche Arten, die gleichzeitig mittlere bis hohe Futterwerte und eine gute Schnittverträglichkeit aufweisen, könnten sich für KULAP-Saatgutmischungen eignen. Für einige geeignete Arten gibt es kommerzielle Vermehrungen, aber keine Erfahrungen mit Praxismischungen für Intensivgrünland und auf Moorstandorten.

Literatur

MLUV (2012) Minderung diffuser Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlichen Flächen in die Gewässer durch landwirtschaftliches Wassermanagement. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern. Fachinformation: WRRL-Demovorhaben Controlled Drainage 2012- 1 Stein, H., J. Quast (1988) Projektierung und Bau von Dränanstausystemen. Melioration und Landschaftsbau 1/1988: 274-276 Tölle, R., A. Prochnow, S. Kraschinski (2000) Messverfahren zur Bewertung der Befahrbarkeit von Niedermoorgrünland. Landtechnik 3/2000: 218-219 Van den Akker et al., 2015. Decline in organic matter in peat soils. In: Stolte et al., 2015. Soil in Europe: Threats, functions and ecosystem services. JRC-report, edepot.wur.nl/408687

Ziele

Das Gesamtprojekt verfolgt die folgenden Ziele, unterteilt in Phase 1 (3 Jahre, Punkt 1-4) und Phase 2 (2 Jahre, Punkt 5-6):

  1. Bayernweit einsetzbare preiswerte Verfahren für Dränmanagement entwickeln und auf Praxis-flächen demonstrieren
  2. Qualitätssaatmischungen für nässeverträgliche Gräser und Kräuter für bayerische Niedermoorestandorte entwickeln und im Hinblick auf Futterwert, Befahrbarkeit und mögliche Beiträge zur Biodiversität bewerten
  3. Nässegrenzen für die Bewirtschaftung und Befahrbarkeit von Intensivgrünland mit standortangepasster Technik (Terrareifen) für bayerische Niedermoorstandorte ermitteln
  4. Handlungsempfehlungen als Grundlage für mögliche KULAP-Maßnahmen erarbeiten
  5. Technische Anpassung der Maßnahmen an Standorte mit komplexen Dränagesituationen
  6. Demonstration in Praxisbetrieben und fachliche Begleitung der Einführung der beiden Maß-nahmen in der Praxis (z.B. Moorschutzmaßnahme im KULAP nach 2021).

Das Forschungsprojekt ist das erste uns bekannte Projekt, das

  1. alleine auf eine Wasserregelung in Dränrohren setzt, die schlag- und betriebsspezifisch umsetzbar ist und
  2. einen praxistauglichen Kompromiss zwischen Moorschutz und landwirtschaftlicher Grünlandnutzung entwickelt.

Dieser Forschungsantrag bezieht sich auf Phase 1.

Wissenschaftliche Methode

Es werden in Feldversuchen neue nässeverträgliche Grünlandmischungen in vier Wasserregimes getestet und ein preiswertes, übertragbares System für die Wasserregelung an Rohrdränagen entwickelt. Begleitmessungen erfassen alle wichtigen physikalischen, agronomischen und ökonomischen Größen sowie die Torfsackung als Indikator für die Moorschutzwirkung. Jährliche Arbeitstreffen mit anderen landwirtschaftlichen Moorschutzprojekten in Bayern und in anderen Bundesländern unterstützen den Erfahrungsaustausch. Zum Wissenstransfer dienen Feldtage, Vorträge, Handlungsempfehlungen und ein Kurzfilm zur erfolgreichen praktischen Umsetzung von Dränmanagement und nässeverträglichen Grünlandansaaten bzw. Grünlanderneuerungen. Material für Politik und Beratung wird schrittweise projektbegleitend erstellt, um eine fachliche Grundlage für eine mögliche Umsetzung als KULAP-Maßnahmen zu schaffen. Eine endgültige Bewertung von Grünlandmaßnahmen ist grundsätzlich erst nach 5 Jahren möglich.

Projektleitung HSWT

Zurück
Vor

Verbundprojektleitung (extern)

Projektbearbeitung

Partner

Adressierte SDGs (Sustainable Development Goals)